Hamburg

Mut, Einsatz und Widerstand

Alt ist diese Tradition in Hamburg noch nicht. Erst zum zweiten Mal verleihen die jüdische Gemeinde der Hansestadt und die Stiftung Jüdisches Leben in diesem Jahr die Herbert-Weichmann-Medaille. Geehrt werden Menschen, die sich um jüdisches Leben in Deutschland verdient gemacht ha-ben. Dabei soll es immer einen jüdischen und einen nichtjüdischen Preisträger geben. Nach Paul Spiegel, dem 2006 verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, und dem Unternehmer und Mäzen Hermann-Hinrich Reemtsma, werden in diesem Jahr Traute Lafrenz-Page und Elsa Werner ausgezeichnet, teilte die Jüdische Gemeinde Hamburg mit.
Traute Lafrenz-Page wurde 1919 in Hamburg geboren und leistete im Kreise der »Weißen Rose« Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime in München und in Hamburg. 1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet und vom »Volksgerichtshof« zu einer Haftstrafe verurteilt. Nach der Befreiung durch die Alliierten wanderte sie in die USA aus und wurde Ärztin in Chicago. Heute lebt sie in South Carolina. Ihr Leben lang setzte sie sich für Minderheiten, für Gerechtigkeit und Humanität ein. Ausgezeichnet werde sie auch stellvertretend für alle anderen Mitglieder und Unterstützer der »Weißen Rose«, jener »mutigen Studenten, deren Flugblätter 1942/43 den Massenmord an den Juden öffentlich anprangerten«, erklärte Gemeindevorsitzender Ruben Herzberg.
Elsa Werner stammt ebenfalls aus Hamburg und wurde am 15. Februar 1911 geboren. Stationen ihres Lebens waren Verhaftung durch die Gestapo, Liebe und Ehe in Polen, Verfolgung und Ermordung ihres Mannes nach dem Einmarsch der Deutschen, Deportation und Befreiung aus Theresienstadt. Seit 1946 ist Elsa Werner Mitglied der Jüdischen Gemeinde in Hamburg. Hier gilt sie mit ihren Beratungen und Initiativen für ehemalige KZ-Häftlinge und Verfolgte als Anwältin von Menschen in Not und in bedrängten Situationen. »Mit ihrer sozialen und jüdischen Gesinnung ist die stete Streiterin zugunsten benachteiligter Gruppen der Gesellschaft ein herausragendes Beispiel für die jüdische Beteiligung am Aufbau der jungen Demokratie im Nachkriegsdeutschland«, sagt der Ge-
meindevorsitzende.
Die Auszeichnung wird am 13. September im Gemeindezentrum, am Grindelhof 30 bei einer nichtöffentlichen Feier überreicht. Die Medaille ist nach dem ehemaligen Hamburger Bürgermeister Herbert Weichmann benannt, der 1933 zunächst in die Tschechoslowakei, über Frankreich, Spanien und Portugal schließlich in die Vereinigten Staaten floh. Nach dem Krieg kehrte Weichmann mit seiner Frau nach Hamburg zurück. Von 1965 bis 1971 war Weichmann Erster Bürgermeister der Hansestadt. Er starb hier 1983. hso

Kultur

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