von Jan Popp-Sewing
Liegt Musikalität in der Familie? Bei den Zotovs trifft das sicher zu. Am vergangenen Sonntag luden drei Generationen zum Familienkonzert in die Yitzhak-Rabin-Grundschule der Düsseldorfer Gemeinde: Liubov Zotov, Klavierlehrerin und Konzertpianistin, ihr Sohn Jakov (10) und ihr Enkel Peter Filatov (14). Die drei brachten mit Hilfe von Klavier und Saxofon eine jazzig-klassische Mischung von Gershwin und Duke Ellington bis zu Chopin und Bach zu Gehör.
Star der Veranstaltung war der zehnjährige Jakov, der seit vier Jahren Klavierunterricht nimmt und einmal ein ganz Großer dieses Fachs werden will. Wie viel Talent in dem aufgeweckten Jungen mit der blonden Mähne steckt, konnten die rund 60 Konzert-Besucher bei seinen wiederholten Klavier-Soli deutlich spüren. Sie reagierten mit starkem Applaus. Anhaltende Ovationen gab es dann nach dem letzten Stück, der Hatikwa, die von Sohn und Mutter gefühlvoll im Wechsel auf dem Klavier gespielt wurde.
Liubov Zotov übersiedelte vor fünf Jahren mit ihrem Mann Wladimir und der Familie aus dem russischen Kasan nach Deutschland. Ihr Vater war Professor am Konservatorium, die Mutter Opernsängerin. »In unserer Familie spielt jeder Klavier«, sagt Liubov Zotov. In Deutschland konzentriert sie sich darauf, das offenkundige Talent ihres Sohnes Jakov auszubilden. Anfangs eine Stunde, dann zwei, mittlerweile drei Stunden übt sie täglich mit ihm, hinzu kommen Privatstunden bei einer Duisburger Klavierlehrerin, und das Pensum soll in Zukunft noch wachsen.
Am Schuljahresende wird Jakov die Rabinschule abschließen und auf eine Düsseldorfer Realschule wechseln. Immer mit dem Ziel, anschließend die Musikhochschule zu besuchen. Neben den täglichen Übungseinheiten spielt der Zehnjährige gern Fuß- und Basketball. Außerdem geht er mit der Familie häufig in klassische Konzerte. Dort schaut er den Profis ganz genau auf die Finger. Dass Altersgenossen klassische Konzerte langweilig finden, kann er nicht verstehen. Seine Lieblingskomponisten sind Chopin, Beethoven und Schumann. Mit gängiger Popmusik kann man ihn nicht locken: »Interessiert mich nicht«, sagt der Blondschopf.
Mittlerweile hat Jakov auch Preise bekommen: Beim Westfälischen Wettbewerb des Pianobauers van Bremen kam er auf Platz drei seiner Alterklasse, und auch beim Rotary-Jugend-Klavierwettbewerb war er erfolgreich. In der Gemeinde trat er bereits mehrfach auf: im Dezember beim ersten Familienkonzert und im März bei den Jüdischen Kulturtagen im Rheinland. Dort spielte er vor rund 300 Zuhörern – sein bislang größter Auftritt. Der Applaus hat ihm imponiert, trotzdem sei er vor solchen Auftritten immer ein bisschen nervös, gesteht er.
Damit auch Freunde und Bekannte mal die Möglichkeit haben, Jakovs Talent im Zusammenspiel mit seiner Mutter und seinem Neffen zu hören, hatte seine Schwester Marina die beiden Familienkonzerte organisiert. Nun hofft man in der Familie auf Einladungen zu weiteren Auftritten.