Das US-Holocaustmuseum in Washington erweitert seine Dauerausstellung – und sorgt damit für Streit. Stein des Anstoßes ist die Aufnahme von Exponaten über die Bergson-Gruppe. Peter Bergson war das Pseudonym von Hillel Kook, einem führenden Mitglied der Irgun, der 1940 als Vertreter von Menachem Begins rechtsgerichteter Untergrundgruppe in die USA entsandt wurde. Dort gründete er ein »Notkomitee für die Rettung der europäischen Juden«. Während das US-jüdische Establishment hinter den Kulissen versuchte, mit stiller Diplomatie die Regierung Roosevelt zum Einsatz für die von den Deutschen bedrohten Juden zu animieren, setzten Bergson und seine Mitstreiter, darunter der Autor Ben Hecht, auf Agitation und Propaganda: Sie veröffentlichten Anzeigen in den großen Medien und organisierten Massenversammlungen.
Die jetzt ausgebrochene Debatte dreht sich weniger um die Bergson-Gruppe selbst. Dass deren Rolle stärker gewürdigt wird, halten viele Wissenschaftler für überfällig. Kritisiert wird jedoch die Art und Weise, wie das Museum dazu bewegt wurde. Denn die Entscheidung, die Dauerausstellung zu erweitern, ist das Ergebnis organisierten Drucks durch das »David S. Wyman Institute for Holocaust Studies« in Washington. Es erforscht nach eigenen Angaben »Amerikas Reaktion auf Nazismus und den Holocaust, das Im-Stich-Lassen der europäischen Judenheit sowie die moralischen und historischen Lehren aus dieser Erfahrung«. Kritiker werfen dem Institut vor, die Trennlinie zwischen wissenschaftlicher Forschung und politischem Aktivismus nicht scharf genug zu ziehen. Im Fall des US-Holocaust Museums sei durch Petitionen unzulässiger öffentlicher Druck ausgeübt worden. »Man darf Museen nicht politisieren«, kritisiert die Historikerin Deborah Lipstadt. Wyman-Direktor Rafael Medoff konterte, der öffentliche Druck sei erst erfolgt, nachdem man vier Jahre lang mit dem Museum vergeblich verhandelt habe. Ben Harris
US-Holocaustmuseum