von Tobias Kühn
Immer wieder sonntags. Max möchte sein Baumhaus einweihen. Die Eltern haben ihm ein Fest versprochen, doch Woche um Woche müssen sie es verschieben, weil es ihnen nicht gelingt, sich am Sonntag die Arbeit vom Hals zu halten. Da greift Max zu einer List: Er versteckt die Handys der Eltern und legt das Garagentor lahm. Nun sind sie gezwungen, den Feiertag zu heiligen. Dieser ist kein Schabbat, sondern ein Sonntag. An dem geht die Familie aber nicht zur Kirche, sondern man frühstückt ausgiebig und hat Zeit füreinander. Das dritte Gebot – kindgerecht und säkular.
Was ist richtig, was falsch? Die Zehn Gebote gelten als Grundlage der abendländischen jüdisch-christlichen Kultur. Sie sind das Urmaterial der Gesetzgebung aller westlichen Zivilisationen. Sie auch Kindern zugänglich zu machen, ist das erklärte Ziel der Kinderfilmserie Unsere Zehn Gebote, die am kommenden Sonntag im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal KI.KA anläuft. Die zehnteilige Serie versucht, anhand von Beispielen aus dem Kinderalltag grundlegende Werte wie Ehrlichkeit, Toleranz, Nächstenliebe und uneigennütziges Engagement zu vermitteln.
Produziert wurde die Reihe mit Unterstützung der evangelischen und der katholischen Kirche. Daher ist der Feiertag im dritten Teil der Serie auch kein Schabbat. Dennoch scheint der Titel Unsere Zehn Gebote nicht nahelegen zu wollen, daß es sich um genuin christliche Gebote handelt. Vielmehr soll deutlich gemacht werden, daß die Regeln für alle gelten, daß sie eine Richtschnur sind, an der jedermann sein Leben ausrichten sollte. Der Film wendet sich an die Mehrheitsgesellschaft. Und weil die in Deutschland inzwischen nicht mehr christlich ist, sprechen die Filme ein säkulares Publikum an.
Interessanterweise kommen die Filme gänzlich ohne Gott aus. Gelungen sind die Beiträge zu den Geboten, die das Zwischenmenschliche regeln. Diejenigen Gebote allerdings, die die Beziehung zwischen Mensch und Gott beschreiben, sind schwer zu erkennen. Auch wenn die Filme an keiner Stelle erwähnen, daß die Zehn Gebote jüdischen Ursprungs sind, haben sie doch ein großes Verdienst: Sie bringen religiöse Moral ins säkulare Kinderzimmer.