von Florencia Arbiser
An einem regnerischen Tag besucht Matias Mondschein koschere Läden in Buenos Aires auf der Suche nach Anzeigenkunden für die vierte Ausgabe seiner Zeitschrift. Der Redaktionsschluß rückt bedrohlich nahe. »Ich fühle mich ziemlich einsam, aber ich darf nicht ans Aufgeben denken.«
Mondscheins alle zwei Monate erscheinende Zeitschrift für junge Juden heißt Generación J. Das »J« steht für die Wörter »jüdisch« und »jung«, die auch im Spanischen beide mit »J« beginnen.
Als Geschäftsführer und Herausgeber der Publikation behauptet Mondschein, die Unterstützung durch die jüdischen Metzgereien sei ihm sicher, doch die 2000 Dollar, die er braucht, um die Ausgabe zu drucken, hat er noch nicht beisammen. Von den großen jüdischen Institutionen werde die Zeitschrift nicht gefördert, sagt er.
»Ich möchte unabhängig sein« und »eine freie Kommunikation ermöglichen, die das Leben der jungen jüdischen Menschen hier bereichert. Ich möchte jüdische Werte in Argentinien verbreiten. Ich will Diskussionen und Inhalte«, sagt Mondschein, der jüdischen Institutionen nicht einfach ein Forum bieten möchte, weil sie das Geld geben.
Matias Mondschein wurde als vierter Sohn eines traditionell lebenden jüdischen Ehepaars in der argentinischen Provinz Santiago del Estero geboren. Der 28jährige schreibt und redigiert den größten Teil der 22 Seiten der Zeitschrift und bestreitet die Gestaltungs- und Druckkosten allein. Vergangene Ausgaben brachten Artikel über ein israelisches Krankenhaus, die spirituelle Entwicklung junger jüdischer Frauen und stellten ein Projekt des Gemeindezentrums vor. Daneben gab es Platz für Briefe junger Juden aus abgelegenen ländlichen Gegenden. Die Zeitschrift wird für 50 Cent in den Läden verkauft, in denen Mondschein um Anzeigen wirbt. Sie hat eine Auflage von etwa 4000.
Generación J., die einzige Publikation für junge Juden im Land, sei es wert, von der Gemeinde gefördert zu werden, sagt Daniel Berliner, Sprecher des Argentinischen Jüdischen Genossenschaftsverbands (Argentine Jewish Mutual Association). Doch das Projekt erhält nicht genügend Unterstützung. Bei den ersten Ausgaben haben das argentinische Büro der Jewish Agency for Israel, die Argentinische Zionistische Organisation und Chabad im Norden von Buenos Aires mit kleineren Spenden geholfen.
Mondschein war am Gemeindeleben interessiert, es mangelte ihm aber an Kontakten, als er 1999 begann, sich in Sachen jüdisches Leben zu engagieren. Ein Freund hatte ihn damals eingeladen, auf dem Jahrestreffen des National Network of Young Jews an einem Workshop teilzunehmen. »Das Treffen hat mein Leben völlig verändert«, sagt Mondschein.
Als er zurückkehrte, richtete er sein erstes E-Mail-Konto ein und begann, Kontakt mit anderen Juden aufzunehmen. Mit allen, die er im Workshop kennengelernt hatte, blieb er per Internet in Verbindung, und er trat jüdischen Chatrooms bei. »Davor, in meinem Alltagsleben in Santiago, wo die jüdische Bevölkerung sehr klein ist, hatte ich hauptsächlich Kontakt zu anderen Fußballspielern, von denen keiner jüdisch war«, sagte Mondschein, der in Argentiniens Erster Liga gespielt hat. Als er seine Beschäftigung mit jüdischen Angelegenheiten vertiefte, erhielt er in den Jahren 2000 und 2003 finanzielle Unterstützung für zwei Reisen nach Israel. Auf der zweiten Reise besuchte Mondschein zwei Seminare über den israelisch-palästinensischen Konflikt und Hasbara, politische Aufklärung, die vom Außenministerium Israels und der Zionistischen Weltorganisation durchgeführt wurden.
Mondschein ist Mitglied des argentinischen Büros der Partei Cherut und Mitarbeiter der Chabad-Synagoge Etz Hachaim. Als Zeitungsmacher möchte er nicht aufgeben. Seine Frau Cinthia hat ihm ihre Ersparnisse zur Verfügung gestellt. Inzwischen hat er sich damit abgefunden, daß er mit der Zeitschrift kein Geld verdienen wird. Er will einfach nur weitermachen.
Generación J kann über www.delacole.com im Internet bestellt werden.