Herr Stern, derzeit findet auf Anregung des saudischen Königs Abdullah ein interreligiöses Treffen in Madrid statt. Was erwartet der Jüdische Weltkongress von der dreitägigen Veranstaltung?
stern: Zunächst einmal heißen wir ein solches Treffen willkommen. Zum einen, weil es das erste Mal ist, dass eine solche Zusammenkunft von einer Regierung organisiert wird und nicht von einer zivilgesellschaftlichen Einrichtung. Zum anderen ist es ein großer Fortschritt, dass die Initiative von Saudi-Arabien ausgeht.
Worüber soll in der spanischen Hauptstadt geredet werden?
stern: So genau wissen wir das noch nicht. Aber das ist auch nicht entscheidend. Wichtig ist, dass sich die verschiedenen Vertreter der Religionen überhaupt austauschen.
Werden die Gespräche von Gleichrangigen geführt?
stern: Es ist schwer zu sagen, ob zum Beispiel ein Mufti das Pendant zu einem Kardinal ist. Aber es kommt ohnehin darauf an, dass überhaupt miteinander geredet wird und dass Saudi-Arabien sich dafür engagiert hat. Alles andere ist zweitrangig.
Also zählt vor allem die Symbolik?
stern: Zumindest spielt sie eine große Rolle.
Ursprünglich sollte das Treffen Juden, Muslime und Christen zusammenbringen. Jetzt sind auch Vertreter des Hinduismus, Buddhismus und Taoismus mit dabei. Gibt es da noch relevante Schnittmen- gen für ein sinnvolles Gespräch?
stern: Es ist zunächst einmal die Versicherung: Wir wollen alle zusammenkommen und uns austauschen. Wichtig sind da nicht nur die Vorträge im Plenum, sondern gerade auch die vielen Unterhaltungen auf den Gängen. Das kann helfen, dass wir mit dem interreligiösen Dialog vorankommen.
Was heißt »vorankommen«?
stern: Miteinander reden statt übereinander.
Zunächst sollte die Veranstaltung in der saudischen Hauptstadt Riad stattfinden. Macht der Ortswechsel Sie stutzig?
stern: Wir hätten es sehr begrüßt, wenn wir uns in Riad getroffen hätten. Das wäre von großer Wirkung für die muslimische Welt gewesen. Aber es ist allein schon ein großer Fortschritt, dass sich der saudische König den interreligiösen Dialog auf die Fahne geschrie- ben hat.
Mit dem Vizegeneralsekretär des Jüdischen Weltkongresses sprach Christian Böhme.