ökonomie

Mit Talar und Doktorhut

ökonomie
Mit Talar und Doktorhut

Das Touro College Berlin feiert seine ersten Absolventen

von Johannes Boie

»Ladies and Gentlemen, please rise« (»Meine Damen und Herren, bitte erheben Sie sich«). Feierlich und durch und durch amerikanisch ging es bei der Abschlußfeier des amerikanisch-jüdischen Touro Collegs Berlin im Roten Rathaus am Montagabend zu. Die 13 Absolventen hatten als erster Jahrgang des College 2003 ihr Studium aufgenommen. In der jüdisch-amerikanischen Universität wurden sie nicht nur in ihrem Hauptfach Betriebswirtschaftlehre unterrichtet. Auch geisteswissenschaftliche Kurse sowie amerikanische und jüdische Geschichte standen auf dem Lehrplan. Auch das Fach »Holocaust« kann belegt werden.
Nicht nur mit ihrem Lehrplan zeigt sich die kleine Privatuni als Gegenbeispiel in der deutschen Bildungsmisere. Mit englischer Unterrichtssprache und amerikanischem Abschluß lockt sie internationale Studenten an. Auch zahlenmäßig können staatliche Unis nicht mit dem College mithalten. Pro Kurs sind maximal 30 Studenten zugelassen. Insgesamt studieren 100 Wissbegierige im geschichtsträchtigen Gebäude an der Havel. Das Haus am Rupenhorn ist gemauerte jüdische Geschichte. Von jüdischen Berlinern gebaut, die in der NS-Zeit enteignet wurden, dient es heute noch Architekturstudenten aus aller Welt als Bauhaus-Vorzeige-Gebäude. Klar, daß sich die Studenten (oder ihre Eltern) die elitäre Atmosphäre einiges kosten lassen: 3000 Euro sind pro Semester fällig.
Die Bachelorabschlüsse wurden dem amerikanischen Uni-Zeremoniell entsprechend vergeben: Mit Graduiertenhut (»mortar board«) und schwarzem Umhang lauschten die jungen Absolventen der Rede von Bernard Lander, dem Gründer der weltweit verbreiteten Touro Colleges, und der Ansprache von US-Botschafter William Timken. Er sehe, sagte Lander, die Studenten in der wirtschaftlichen Tradition, für die Deutschland bekannt sei: eine starke Wirtschaftsmacht in der Mitte Europas. Botschafter Timken wünschte den Absolventen viel Glück in einer Welt, die von neuen Gefahren geprägt sei. »Ihr Uni-Abschluß ist nicht das Ende sondern der Anfang vom Lernen«, rief er ihnen zu, »vor ihnen liegt lebenslanges Lernen.«
»Naja«, sagt der Absolvent Hans Claussen, 25, »wenn die letzten Prüfungen vorbei sind, gehe ich erstmal feiern.« Für Claussen war die amerikanische Ausbildung das wichtigste Argument, um am Touro College zu studieren. »Ich hatte bereits vorher zwei Jahre in Amerika studiert, wollte aber lieber bei Freunden und Familie in Berlin leben«, erzählt er. Wie viele seiner Mitstudenten möchte Claussen nach dem Bachelorabschluß mit »richtiger Arbeit« loslegen – und nebenher einen Masterstudiengang belegen. Gerne würde er in einer Bank arbeiten. »Corporate Finance and part-time MBA«, sagt man dazu, wenn man am Touro College war. Seine Jobchancen schätzt Claussen als gut ein, aber von ihm könne man nicht auf alle Absolventen schließen. »Die Situation ist individuell verschieden.« Immerhin haben alle seine Kommilitonen bereits Praktika absolviert und einige von ihnen auch schon Jobangebote bekommen. Schaden kann es trotzdem nicht, daß Botschafter Timken zum Abschluß alle Studenten mit »Viel Glück!« in die Arbeitswelt entläßt.

Wittenberg

Luthergedenkstätten untersuchen ihre Sammlung auf NS-Raubgut

Zwischen 1933 und 1945 erworbene Objekte werden analysiert

 19.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025