von Margit Freilinger
»Der Neubau des Gemeindehauses beweist, daß die jüdische Gemeinde sich als Teil dieser Gesellschaft begreift.« Es sei wichtiger denn je, im besten Sinne des Wortes selbstbewußt zu werden. Diese Auffassung vertritt Charlotte Knobloch mit voller Überzeugung. Die neue Präsidentin des Zen- tralrats der Juden in Deutschland war zur Einweihung des Gemeindezentrums nach Straubing gekommen. Sowohl die Synagoge als auch das neue Gemeindezentrum sollen religiöse und gesellschaftliche Mitte der Jüdischkeit im Regierungsbezirk Niederbayern werden. Knobloch betonte, daß die Integrationsarbeit mit den jüdischen Zuwanderern die Unterstützung des Staates brauche. »Denn nur wenn sie erfolgreich ist, kann sich die jüdische Gemeinschaft mehr und mehr als selbstverständlicher Teil dieses Landes verstehen.«
Für Israel Offmann, den langjährigen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Straubing ist das neue Zentrum die Krönung seines Lebenswerks. »Es ist wie ein Wunder, daß es mit der Zuwanderung möglich wurde, unsere früher kleine Gemeinde nicht nur zu erhalten, sondern sie groß und stark zu machen«, betonte er.
In Niederbayern leben etwa 3.400 jüdische Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Mit dem neuen Gemeindezentrum wird stärker als bisher jüdisches Leben in die öffentliche Wahrnehmung zurückkehren. Seit Jahrhunderten ist die jüdische Gemeinde Teil der Stadtgeschichte. Bereits kurz nach der Stadtgründung 1218 siedelten hier einige Juden an.
Zur Einweihung des Gemeindezentrums kamen auch Repräsentanten aus Religion und Politik: Staatssekretär Karl Feller vom Bayerischen Kultusministerium, Josef Schuster, Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern, und Straubings Oberbürgermeister Reinhold Perlak.
»Es ist jüdische Tradition aufzubauen, was zerstört wurde«, sagte Charlotte Knobloch. Allerdings müsse sie zugeben, daß alle, die die Nazizeit überlebten, lange gezweifelt und mit sich gerungen haben. »Viele unserer Glaubensbrüder im Ausland konnten nicht begreifen, daß wir hier geblieben sind. Wir aber haben beschlossen, trotz allem im Land der Täter zu bleiben, nie unsere Bindung an die Kultur und die besten Werte dieses Landes aufzugeben.«
Dennoch müsse man die besorgniserregende Allianz zwischen Rechtsextremisten und Islamisten im Auge behalten, betonte Knobloch. »Hier ist die Politik gefordert.«