Mit neuer Bestimmung
Hagenow: Ehemalige Synagoge dient künftig als Kulturzentrum
von Axel Seitz
Dem Gebäude in der Hagenower Hagenstraße ist seine Geschichte nicht anzusehen. Die Fenster sind vernagelt. Nur ein kleines Hinweisschild deutet darauf hin, dass hier die ehemalige Synagoge der westmecklenburgischen Kleinstadt steht, versteckt auf dem Hinterhof. Das hat sie in der Pogromnacht 1938 vor der Brandschatzung gerettet. So überdauerte die ehemalige Synagoge der Hagenower Juden die Jahrzehnte, bis sie jetzt, 179 Jahre nach ihrer Eröffnung, in neuem Glanz erstrahlt. Am 5. September wurde sie nach umfangreicher Sanierung wieder eröffnet, nicht als Synagoge, nicht als Gedenkstätte, sondern als Teil eines neuen Kulturzentrums in der Kleinstadt.
Gerade das freut auch den Landesrabbiner von Mecklenburg-Vorpommern, William Wolff, der neben zahlreichen Gästen, unter ihnen der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, an der Eröffnung teilnahm. Die restaurierte Synagoge werde das kulturelle Leben Hagenows bereichern, betonte Wolff.
Seit die Stadt das Ensemble 2001 von der Claims Conference erworben hatte, war klar, hier soll kein weiterer Ort entstehen, der sich nur der Erinnerung widmet, hier soll Vergangenheit mit Zukunft verbunden werden. Vor allem der Leiter des Hagenower Museums, Henry Gawlick, setzte sich dafür ein, dass die ehemalige Synagoge ein kulturelles Zentrum wird.
Dass sie sich für Kammerkonzerte eignet, davon konnten sich die rund 120 Gäste am Eröffnungsabend überzeugen. Im Rahmen der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern traten der international renommierte Geiger Daniel Hope und der Gitarrist Alexander-Sergei Ramirez auf. Als er im vergangenen Jahr für diesen Tag eingeladen wurde, habe er sofort zugesagt, sagte Hope: »Ich habe gehört, dass dies ein Zentrum für verschiedene Altersgruppen und verschiedene Religionen werden soll, das bedeutet Integration, und das ist mir wichtig.«
Die Sanierung des gesamten Gebäude-Ensembles soll Ende nächsten Jahres beendet sein. Dann wird hier auch die Dauerausstellung über jüdisches Leben in Ha- genow und in Westmecklenburg ihren neuen Standort finden.