Kino

Mission impossible

Schlüsselfigur des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944: Claus Graf Schenk von Stauffenberg Foto: dpa

Dieser Mann ist etwas Besonderes. Er hat etwas Makelloses, ja Überirdisches. Ein Ritter ohne Fehl und Tadel, dem nur drei Dinge im Leben wirklich wichtig sind: seine Frau, seine Kinder und sein geliebtes, nach Freiheit lechzendes Deutschland. Das Schicksal der Heimat rangiert sogar noch vor allem anderen. Denn das Volk braucht einen Helden, der es vom Joch der Diktatur befreit – auch wenn dieses Volk das Joch mehrheitlich viele Jahre lang ohne Murren mittrug. Claus Graf Schenk von Stauffenberg heißt diese Lichtgestalt. Und genau so spielt sie Tom Cruise in seinem Film Operation Walküre, der jetzt in den USA angelaufen ist und am 22. Januar in die deutschen Kinos kommt.

Was ist nicht alles über diese neue Verfilmung des gescheiterten Hitler-Attentates vom 20. Juli 1944 gesagt und geschrieben worden! Und zwar noch, bevor die ersten Szenen überhaupt den Segen von Regisseur Bryan Singer (Superman, X-Men) hatten. Da echauffierte man sich hierzulande darüber, ob »Walküre« auch an Originalschauplätzen wie dem Berliner Bendlerblock gedreht werden dürfte. Dann lobte das Feuilleton der FAZ Tom Cruise und sein Projekt in höchsten Tönen und vergab schon mal Vorschusslorbeeren. Was wohl als wortgewaltige Verteidigung des umstrittenen Hauptdarstellers verstanden werden sollte.

Denn der 46-Jährige ist nicht nur Hollywood-Schauspieler und Produzent, sondern auch ein führendes Mitglied von Scientology. So lautete die zwar häufig, aber selten offen gestellte Frage: Darf ein amerikanischer Sektenanhänger einen deutschen Hitler-Attentäter spielen? Wird er der schillernden Ambivalenz einer Persönlichkeit wie Stauffenberg in gut zwei Spielfilmstunden gerecht? Darauf zumindest kann nun eine Antwort gegeben werden: Nein.

Cruise hatte offenkundig nie vor, einen intellektuell anspruchsvollen Film über die Beweg- und Hintergründe des Widerstands zu machen, geschweige denn über das Naziregime. Seine »Operation Walküre« (Produktionkosten 90 Millionen Dollar) ist ein Actionthriller à la Mission impossible: spannend, viel Dramatik, ein bisschen Liebe und ein glatt gebügelter Held. So unkritisch, ja pathetisch hätte wohl kein deutscher Produzent oder Regisseur den Verschwörer Stauffenberg auf die Leinwand gebracht.

Zu Recht. Denn der Oberst war – bei aller Wertschätzung für seine mutige Tat – kein strahlender Heros, der sich von Anfang an aus dem braunen Sumpf erhob. Erst spät, als das große Morden im Osten bereits im Gange war, wurde er zu einem Umstürzler. Die lange Zeit davor war er ein Anhänger Hitlers und seiner Gewaltpolitik. Vor einer parlamentarischen Demokratie graute ihm. Und seinen Hass auf den »Bolschewismus« hatte er mit dem Regime gemeinsam. Von all dem erfährt der Zuschauer bei Walküre herzlich wenig. Aus Sicht von Tom Cruise ist das vermutlich gar kein Versäumnis. Ihm geht es schließlich um Größeres: einen Weltenretter, der am Bösen tragisch scheitert. Das ist Hollywood. Peng! Knall! Zisch! Und dann: Abspann.

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