Zum 16. Mal präsentiert die sächsische Stadt Chemnitz Jüdisches und noch nie so umfassend wie in diesem Jahr. Schon die Veranstaltungsorte sprechen für die breite gesellschaftliche Akzeptanz der Kulturtage, die kurz nach der deutschen Wiedervereinigung von Pfarrer Matthias Wild initiiert wurden. Veranstaltungsorte sind neben dem jüdischen Gemeindezentrum Kirchengemeinden, Gymnasien, die Sächsische Galerie, Lehmanns Café, das Restaurant Schalom, das Opernhaus, das Chemnitzer Kabarett sowie das Kleinkunstthe- ater. »Auch das Angebot ist jüdischer geworden«, freut sich Peter Ambros, Sprecher der jüdischen Gemeinde: Lesungen, Konzerte, Seminare, Ausstellungen, Tanz, Vorträge und Diskussionen sind vorgesehen. Von sechs Organisatoren gehören zwei der jüdischen Gemeinde an. »Die Kulturtage haben sich von einer Veranstaltungsreihe über Juden ohne Juden, von Juden für Juden gewandelt«, sagt Ambros.
Von Klesmer bis Mendelssohn-Bartholdy reicht das musikalische Programm. Zu Beginn der Kulturtage, am 15. März, spielen The Klezmatics aus den USA ab 21.30 Uhr im Kraftwerk. Die Berliner Kantorin Mimi Sheffer tritt am 17. März in einem Konzert auf, das sich dem Dialog zweier Religionen auf dem Kaßberg widmet. Gespielt werden in der Kreuzkirche ab 20 Uhr Werke von Julius Reubke, Oliver Messiaen und Improvisationen, ergänzt um Porträts jüdischer und christlicher Persönlichkeiten. Modernen Klarinettenklesmer spielt die Berliner Gruppe Klezmeyers. Sie treten am Sonntag, 18. März ab 19.30 Uhr im Café Lehmann auf. Werke von Pavel Haas, Viktor Ullmann und Felix Mendelssohn-Bartholdy sind zur selben Zeit beim Kammerkonzert im Opernfoyer zu hören.
»Schweigen die Täter, reden die Enkel«, sagt Uwe von Seltmann bei seiner Lesung am 20. März im Kaßberg. Ab 20 Uhr beschäftigt sich der Journalist und Autor mit Auswirkungen der Verbrechen seiner Vorfahren auf seine Familie und das eigene Leben. Am 21. März führt Egmont Elschner Interessierte ab 19.30 Uhr im Evangelischen Forum in die jiddische Sprache ein. Im Restaurant Schalom stellt Lars Ariel Dziubella die koschere Küche vor.
Jürgen Nitsche führt am 25. März um 13 und um 15 Uhr über den jüdischen Friedhof am Hohen Weg. Dabei stellt er Repräsentanten der jüdischen Gemeinde Chemnitz, Vorsteher und Rabbiner, Lehrer und Kantoren der Vergangenheit vor.
Vom 17. März bis 11. April sind im Jüdischen Gemeindezentrum fotografische Betrachtungen der Gegenwart ausgestellt. Die neue Sächsische Galerie zeigt noch bis zum 25. März den Werkzyklus »Case History« von Boris Mikhailov. Am 25. März lädt das jüdische Gemeindezentrum ab 19.30 zum großen Abschlusskonzert zu Ehren des bedeutenden israelischen Komponisten Tzvi Avni Uhr ein.
Die Kulturtage enden am 26. März. In der Villa Esche liest an diesem Tag Michael Degen aus seinem neuesten Buch Mein heiliges Land. Beginn ist 19 Uhr. hso
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