Keren Hayesod

Mehr als Sympathie

von Michaela Golzmann

Bei einem Galadinner mit gutem Zweck herrscht normalerweise Einigkeit und die Versammlung ist sich ihrer Ziele und der Mittel diese zu erreichen sicher. So war es auch am vergangenen Samstag, als man sich bei der Magbit-Eröffnung von Keren Hayesod (KH) der Solidarität der anwesenden Gäste bei vorzüglichen Essen in dem noblen Ambiente des Ritz Carlton in Berlin nicht grundsätzlich versichern musste. Durch den Abend führte Melody Sucharewicz. Als Gewinnerin der israelischen TV-Show »Die Botschafter« ist es nunmehr ih-
re Aufgabe, für Israel weltweit Sympathien zu gewinnen.
Aber in schwierigen Zeiten braucht es mehr als Sympathie, betonte der Botschafter Israels, Shimon Stein, an diesem Abend: »Die Herausforderungen sind gewaltig. Passivität ist keine Alternative. Es geht um aktive Partnerschaft mit Israel.« Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, erinnerte daran, dass der Kampf um die Existenz Israels keine neue Herausforderung wäre, sondern seit mehr als 100 Jahren im jüdischen Bewusstsein verankert sei. Schließlich bekräftigte auch Nathan Gelbart, Vorsitzender des Keren Hayesod Deutschland: »Israel ist für die Juden in der Diaspora da. Es ist daher auch die Verpflichtung der Juden in der Diaspora für Israel da zu sein.« Dies solle im Rahmen des Projekts des Keren Hayesod Berlin für schwer verwundete und behinderte junge israelische Terroropfer deutlich werden, appellierte Ilan Brandstetter,Vorsitzender von Keren Hayesod Berlin: »Zeigen Sie Ihre Solidarität zu Israel mit Ihrer Spende.«
Interessant wurde es, die israelische Sicht auf die Verlässlichkeit europäischer Solidaritätsbekundungen aus dem Mund des Hauptredners Dan Schueftan zu erfahren. Er ist stellvertretender Direktor des Forschungszentrums für nationale Sicherheit an der Universität Haifa und prominenter Politikberater. Er vermittelte seine Einschätzung der gegenwärtigen Lage Israels, die sich in schlechte und nicht so schlechte Nachrichten aus Nahost gliederte. Die demnach schlechte Neuigkeit laute, dass »der Radikalismus der Palästinenser in naher Zukunft nicht rauszukriegen« sei. Trotz aller Herausforderungen, so stellte Schueftan fest, sei die Lage für den Staat Israel nicht schlecht. Der Abzug aus Gasa habe das Land gestärkt. Der Schekel habe sich zu einer starken Währung gemausert und die Computertechnologie habe wie Wissenschaft und Wirtschaft insgesamt einen neuen Aufschwung genommen. »Trotz Terror und Krieg radikalisiert und kapituliert die israelische Gesellschaft nicht.« Aufgrund seiner inneren Stärke und des Zusammenhalts einer durchaus heterogenen Gesellschaft sei Israel seiner Meinung nach letztlich nicht abhängig vom Frieden mit den Palästinensern. Bedingung für die Existenz Israels als jüdischer Staat sei der Überlebenswille seiner Bürger, die sich nicht auf Europa, sondern allenfalls auf die USA verlassen könnten.
Dieses schonungslose Fazit stimmte nachdenklich. Dass Israel sich indes auch auf seine europäischen Freunde verlassen kann, wurde in der Rede von Johannes Gerster, Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, deutlich. »Das Existenzrecht wurde dem deutschen Volk gegenüber nie bestritten. Israels Existenzrecht wird jedoch ohne Unterlass von vielen nicht nur bestritten, sondern auch bedroht. Daher ist es wichtig, dass wir uns mit dem Herzen zum Staat Israel bekennen und den Worten Taten folgen lassen. Eine Möglichkeit könnte ein Bündnis aller pro-israelischer Organisationen sein, welche den
60. Jahrestag des Bestehens des Staates Israels 2008 am Brandenburger Tor feiern sollten.«
Dass die anwesenden Gäste sich zu einer solchen Feier nicht zweimal bitten lassen würden, zeigte sich dann ab 23 Uhr, als sie sichtlich ausgelassen die Tanzfläche zur Musik der Band »Or le Israel« füllten. Sie ließen so einen gelungenen und anspruchsvollen Abend lange nach Mitternacht ausklingen.

Wittenberg

Luthergedenkstätten untersuchen ihre Sammlung auf NS-Raubgut

Zwischen 1933 und 1945 erworbene Objekte werden analysiert

 19.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025