Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen warnt vor einem »noch unverstandenen Großangriff auf den unabhängigen Journalismus«. »Das, was wir Öffentlichkeit nennen, also dieser geistige Lebensraum einer liberalen Demokratie, hat, hemdsärmlig gesagt, ein Problem mit sehr reichen, sehr mächtigen Journalismus-Verächtern,« sagte Pörksen am Freitag im Deutschlandfunk.
Diese griffen Journalistinnen und Journalisten frontal an und stellten sie als Volksfeinde und Produzenten von Falschnachrichten dar. Nach dem Gespräch von US-Tech-Milliardär Elon Musk und AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel beim Kurznachrichtendienst X plädierte der Experte dafür, das »größere Bild« in den Blick zu nehmen.
Pörksen zufolge sind die sogenannten Gatekeeper (Torwächter) nicht verschwunden, stattdessen seien sie viel mächtiger geworden und kämen nicht mehr aus dem Journalismus. Bei X sitze Musk als Chef der Plattform alleine »im Maschinenraum«. Er lasse antisemitische Posts stehen, sorge dafür, dass seine eigenen Beiträge den Nutzerinnen und Nutzern bevorzugt angezeigt werden und hetze »den Online-Mob« nach Belieben, sagte der Medienexperte.
Musks Machtkonzentration sei ein »ernstes demokratiepolitisches Problem«. Die Symbiose aus ökonomischer, medialer und politischer Macht, komme dabei »im Gewand einer anti-autoritären, rebellischen Sprache« daher.
Zum Gespräch zwischen Musk und Weidel sagte Pörksen, dass der X-Chef über die Standpunkte der AfD »weitgehend kenntnislos« sei. »Es war sicher versuchte Wahlkampfhilfe«, sagte der Medienwissenschaftler. Entscheidend sei aber nicht der Inhalt gewesen, sondern die Botschaft für die AfD. Diese laute, dass einer der mächtigsten Menschen der Welt - ein »Schattenpräsident in den USA« - die Partei »richtig gut« finde. epd