von Miryam Gümbel
Noch bis vor vierzehn Jahren nahmen in der Wappenhalle des alten Flughafens München-Riem Israel-Reisende Abschied oder feierten ihr Wiedersehen. An diesem Ort feierte die Münchner jüdische Gemeinschaft in diesem Jahr den 58. Geburtstag des dreieinhalb Flugstunden entfernten Staates. Anita Kaminski und Marian Offman vom Vorstand der IKG München, die die Moderation an diesem Festabend übernommen hatten, erinnerten an die Tage des Jom-Kippur-Krieges, als viele darum bangten, daß der junge Staat Bestand haben werde. Israel habe sich als stark erwiesen und gezeigt, daß es sich verteidigen kann.
Israel hat sich auch auf den Gebieten von Wissenschaft und Forschung etabliert, unterstrich David Leschem von Keren Hayesod. All die Errungenschaften habe sich die Bevölkerung erarbeitet unter dem ständigen physischen Kampf um die Existenz des Staates, so Leschem weiter. Die Drohungen aus Teheran zeigten, daß dieser Kampf noch nicht vorbei sei.
Der Präsident der Zionistischen Organisation in Deutschland (ZOD) Robert Guttmann mahnte, genau hinzusehen. Vor allem die Bedeutung des jüdischen Chara- kters des Staates Israel dürfe nicht aus den Augen verloren werden. Aufgrund der Medienvielfalt seien wir heute vielfach »overnewsed, but underinformed«.
Ein wichtiger Informationsvermittler ist dabei die Gruppe ILI – I like Israel um Leo Sucharewicz, der den Israeltag in München und anderen Städten organisiert hat. Gemeindepräsidentin Charlotte Knobloch mahnte für diese Arbeit Unterstützung an. Eine gute Möglichkeit sei es, dem Verein beizutreten und ihn damit finanziell zu unterstützen. ILI präsentierte sich im Vorraum der inzwischen denkmalgeschützten Flughafenhalle. Hier waren auch viele andere Organisationen vertreten, die sich für die In- teressen Israels einsetzen – von KKL über Keren Hayesod bis zur ZOD und zur Zionistischen Jugend in Deutschland (ZJD). Auch EL AL hatte einen Infostand aufgebaut. Auf der Bühne in der Wappenhalle unterstrichen Vertreter aller Generationen der Gemeinde ihre Jüdischkeit und ihre Verbundenheit mit dem Geburtstagskind Israel. Das begann mit einem Auftritt des Chors des Jugendzentrums unter Leitung von Luisa Perzovska.
Jüdische Wertschätzung und Identität beginnt, so Anita Kaminski, in der Erziehung. Wie gut das im Kindergarten und in der Sinai-Schule gelingt, unterstrich der Auftritt der Kinder, unterstützt von Bruria Figdor, Dina Lombardi und Sara Foster.
Zu den alljährlichen Höhepunkten bei der Jom-Haazmaut-Feier gehört das Zünden der Kerzen für die zwölf Stämme Israels. Diesmal wurden Vertreter aller Generationen dazu aufgerufen – Symbol für die Zusammengehörigkeit der Gemeindemitglieder untereinander und zugleich mit dem Judentum in Vergangenheit und Zukunft. Ellen Presser, Leiterin des Kulturzentrums, moderierte diesen Teil des Festes.
Die erste Kerze zündeten Jakob Alfred und Kevin Bruck für die Barmizwa-Jungen, ihnen folgte Judith Epstein mit dem russischsprachigen Batmizwa-Klub. Pascal Cohen und eine Madricha vertraten die ZJD, für die Lehrer kam Bruria Figdor auf die Bühne, der Historiker Michael Brenner vertrat die jüdische Gelehrsamkeit, Julia und Daniel Grossmann repräsentierten das Jüdische Orchester Jakobsplatz, Yehoshua Chmiel die Organisation Am Echad. Es folgte der Frauenverein Ruth. Die neunte Kerze entzündete für die Generation der Schoa-Überlebenden Paul Chajet, für die Widerstandskämpfer tat dies Abrascha Arluk. Natan Grossmann gedachte beim Zünden der elften Kerze seiner gefallenen Kameraden im israelischen Unabhängig- keitskrieg. Die Ehre der letzten Kerze gehörte in diesem Jahr Charlotte Knobloch, die sie dem Gedenken Paul Spiegels sel. A. widmete.
Bei Musik und Tanz, Gesprächen und israelischen Spezialitäten feierten die Gäste bis in den späten Abend – unterbrochen nur von der Tombola-Verlosung zugunsten des neuen Gemeindezentrums, in dem im nächsten Jahr die Feier stattfinden soll.