von Brigitte Jähnigen
Es brummt wie im Bienenkorb, als am Samstag Alt-Oberbürgermeister Manfred Rommel die Bühne im Gemeindesaal der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs erklimmt. Ein Stuttgartporträt gilt es zu versteigern. Ein Original von Konrad Raum mit einer Signatur des Versteigerers. Die Zehn-Euro-Scheine fliegen nur so in die Höhe, als Rommel das auf amerikanisch stattfindende Procedere mit kleinen Pointen würzt. Bei 1.060 Euro ist Schluß, Angela Diedrichs darf das Kunstwerk in Kohle mit nach Hause nehmen.
Noch immer ist der ehemalige Oberbürgermeister der prominenteste Freund der zionistischen Frauenorganisation WIZO in Stuttgart. Als »langjährige, treue Weggefährten« wurden er und seine Frau Liselotte von Angelika Jung-Sattinger begrüßt. Ohne Freunde und Förderer, so die Vorstandsfrau der WIZO-Gruppe Württemberg, hätten die bisher 23 Basare zugunsten der sozialen Arbeit im Beit Heuss in Herzlija nicht geleistet werden können.
Anna Pendler gehört zu den jüngsten Helfern. Schon seit fünf Jahren steht die 12jährige Schülerin des Hölderlin-Gymnasiums neben Großmutter Galina beim Stand mit Judaica. »Es macht mir Spaß zu verkaufen, ich tu es für Israel«, sagt Anna, die mit ihrer Familie aus der Ukraine nach Stuttgart kam.
»Für Gott und Israel« unterstützt auch Klaus Arndt seit 18 Jahren den WIZO-Basar. Der überzeugte Christ und »Freund der jüdischen Menschen« war dieses Jahr schon dreimal in Israel, denn dort spüre man »die Liebe Gottes ganz besonders«. Koscherer Wein, Schmuck in aller Vielfalt, duftender Zitrus-, Granatapfel und Dattel-Aufstrich, Olivenöl, Chanukka-Leuchter und armenische Keramik, Kindergarderobe, Bücher, CDs, hautverschönernde Kosmetik vom Toten Meer: »Einkaufen wie in Israel« beim WIZO-Basar ist ein Ereignis der besonderen Art, denn dabei treffen nicht nur Juden und Nichtjuden zusammen, sondern auch Alteingessene und Neubürger.
»Hochpolemisch und geeignet, antijüdische und antiisraelische Vorurteile zu fördern«, findet deshalb auch Barbara Traub die Veranstaltung, die am Montag abend unter dem Motto »Von der Besatzung zur Apartheid – Israels Palästinenserpolitik« im Großen Sitzungssaal des Rathauses stattfinden sollte. »Ausgerechnet dort, wo vor einer Woche die Jüdischen Kulturwochen eröffnet wurden«, sagt die Vorstandssprecherin der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs und ist empört.