von Thomas Künzl
Assja Kazwa hat alle Hände voll zu tun. Sind alle Teilnehmer schon in Kissingen eingetroffen? Hat jeder schon sein Zimmer bekommen? Wo ist eigentlich der Seminarraum? Doch die Frankfurter Seminarleiterin für den koscheren Kochkurs hat genug Erfahrung und bringt schnell Ordnung in das Chaos.
Was zunächst an einen Bienenschwarm erinnerte, ist tatsächlich eine einzigartige Veranstaltung. Juden sollen die Geheimnisse der koscheren Küche nähergebracht werden. Diese Veranstaltungen finden seit einigen Jahren regelmäßig im Bad Kissinger Hotel Eden-Park statt. Dort wird, unter der Aufsicht des Rabbinats in Frankfurt am Main, koschere Küche garantiert und seit Jahren praktiziert.
Durch die Zuwanderung jüdischer Menschen aus Osteuropa besteht in den Gemeinden oft ein Defizit an Erfahrungen mit den überlieferten Traditionen. Deswegen hat es sich die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWSt), zur Aufgabe gemacht, eine Wiederbelebung der alten Bräuche zu organisieren.
Die koscheren Kochkurse bestehen aus einem theoretischen religiösen Teil und praktischen Übungen. Für die Fragen zur Religion hat sich Moshe Flomenmann, der Landesrabbiner von Sachsen-Anhalt, angekündigt. Er begleitet diese Seminare der Zentralwohlfahrtsstelle. Für ihn sind die Kochkurse ein Herzensanliegen. »Die Integration der neuen Mitglieder ist keine Angelegenheit, die von heute auf morgen verläuft«, analysiert Flomenmann die Problematik. Der Aufbauprozess der Gemeinden ist eine Angelegenheit, die viel Engagement bedarf.
Die 24 Teilnehmer teilen sich in zwei Gruppen auf. Während die einen in der aktuellen schwülen Hitze in der Küche des Hotels mit der Zubereitung von Gefillte Fisch, gehackter Leber und Lokschen, einem milchigen Gericht für Schawuot, beschäftigt sind, sitzt die zweite Gruppe im Seminarraum mit Rabbiner Flomenmann zusammen. Dort erfahren die Schüler die Details der Kaschrut – den jüdischen Speisegesetzen. Da bald Schawuot gefeiert wird, weist der Rabbiner auf die Besonderheiten dieses Festes hin.
In der Hotelküche führt der Österreicher Peter Mehringer seit mehr als zehn Jahren das Regiment. Während die Zwölf im Seminarraum konzentriert zuhören, geht es beim praktischen Teil des Kochkurses laut und lustig zu. Mit viel Engagement gehen die Kochschüler an die Arbeit. Unter der Anleitung des Chefkochs des Eden-Parks entstehen dabei kleine Kunstwerke. Denn auch die Dekoration von Buffets will gelernt sein.
Die Teilnehmer des koscheren Kochkurses kommen aus allen Teilen Deutschlands. Sie sind teilweise ehrenamtliche, teilweise hauptamtliche Mitarbeiter in jüdischen Gemeinden. Gerade an Feiertagen sind gemeinsame Festessen für das Gemeindeleben sehr wichtig. Deswegen werden auch weiterhin koschere Kochkurse in Bad Kissingen stattfinden. Sehr zum Bedauern der Verantwortlichen aber nicht für ein breiteres Publikum. Denn die Nachfrage übersteigt bei Weitem das Angebot. Aufgrund des Mangels an Ressourcen kann die ZWSt die Nachfrage nach Kochkursen aus den jüdischen Gemeinden kaum bewältigen.
Weitere Infos: www.zwst.org