»Wider den Judenhass« lautet der Titel der diesjährigen Auftaktveranstaltung der »Lit.Cologne« am Dienstag. Teilnehmer sind Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der sich nach dem Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober in einer Rede eindringlich gegen Antisemitismus positionierte, und der Publizist Michel Friedman, dessen Eltern von Oskar Schindler vor der Ermordung durch die Nazis bewahrt wurden.
»Wir verstehen unser Kulturangebot immer auch als politische Herausforderung«, sagte Festivalleiter Rainer Osnowski der Deutschen Presse-Agentur. »Und natürlich geht dieses Jahr kein Weg daran vorbei, das Thema Antisemitismus in den Mittelpunkt zu stellen. Die Ignoranz gerade in Teilen der vermeintlich linken Kulturblase mit einseitigen Pro-Palästina-Äußerungen empfinde ich als unerträglich.«
Große Beliebtheit
Das nach eigenen Angaben größte Literaturfestival Europas mit 185 Veranstaltungen und mehr als 100.000 zahlenden Besuchern läuft dieses Jahr vom 5. bis zum 17. März und damit einen Tag länger als bisher. »Bisher haben wir immer samstags schon aufgehört, aber auf vielfachen Wunsch bespielen wir jetzt auch noch den Sonntag, und das erfreut sich großer Beliebtheit, wie man am Kartenverkauf ablesen kann«, sagte Osnowski.
Zum Glück sei es jetzt auch wieder so, dass die Reisefreudigkeit der ausländischen Autoren - die nach Corona zunächst noch deutlich eingeschränkt gewesen sei - wieder in vollem Umfang gegeben sei. Während der Pandemie war das privat organisierte Festival in seiner Existenz bedroht gewesen und hatte teilweise auf gestreamte Veranstaltungen umgestellt.
Mittlerweile sei man wieder zu 100 Prozent im Präsenzbetrieb, sagte Osnowski, der in diesem Jahr mit dem Landesverdienstorden NRW ausgezeichnet worden ist. »Streaming will einfach keiner mehr.« Im kommenden Jahr findet die Lit.Cologne zum 25. Mal statt.
Breite und Tiefe
»Es ist schon bemerkenswert, welche literarische Breite und Tiefe das Festival im Laufe der Zeit gewonnen hat«, sagte Osnowski. Das gelte insbesondere für die Themenabende. »Zum Beispiel machen Bjarne Mädel und Cordula Stratmann einen Abend über Zuversicht, und das sind dann keine aktuellen Texte, die da gelesen werden, sondern literarische Fundstücke aus Jahrhunderten. So etwas hat bei uns genauso Platz wie aktuelle Neuerscheinungen.«
Unter den zahlreichen Autorinnen und Autoren, die zu Lesungen oder Diskussionen anreisen, sind die Australierin Suzie Miller, die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang und der Ire Paul Murray. Krimi-Fans dürfen sich auf das schwedische Erfolgsduo Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt freuen, die Autoren der »Sebastian Bergman«-Reihe. Außerdem kommen Andreas Pflüger, Bernhard Schlink und David Safier (»Miss Merkel«), aber auch Schauspieler wie der Dortmunder »Tatort«-Darsteller Jörg Hartmann und sein Kollege vom »Polizeiruf 110«, Charly Hübner.
Fast 80 Veranstaltungen richten sich an Kinder und Jugendliche. Auch die Lit.Kid.Cologne wird nach Angaben der Organisatoren »so politisch wie noch nie«, mit Themen wie Rechtspopulismus, Klimawandel und Armut. Für die Jüngsten gibt es auch viele Aufführungen zu fröhlichen Klassikern, etwa »Leo Lausemaus« und »Ritter Rost«. Schauspielerin Anke Engelke liest aus ihrer modernen Adaption der berühmten »Häschenschule«. dpa/ja