von Tobias Ertmer
Das Sturmtief »Kyrill« hat der Neubau gut überstanden. Allerdings ist noch einiges zu tun, bis die Gelsenkirchener Synagoge am 1. Februar feierlich eröffnet werden kann. Überall hängen offene Kabel von der Decke, dutzende Handwerker bevölkern das Gebäude von innen und außen. Mitten drin: Judith Neuwald-Tasbach, treibende Kraft des Neubaus. Mit dem Handy am Ohr organisiert sie die Feierlichkeiten, koordiniert Handwerkerkolonnen – und versprüht Optimismus: »Am Mittwoch ziehen wir um, der Zeitplan steht.«
Die Kisten im alten Betraum an der von-der-Recke-Straße sind gepackt. Bücher, Bilder und wertvolles Gemeindeeigentum warten nur noch darauf, in den Neubau an der Gildenstraße transportiert zu werden. Hier, wo demnächst die rund 450 Gemeindemitglieder in aller Ruhe beten können, herrscht zurzeit noch hektisches Treiben. Während die Elektriker Kabel für das Sicherheitssystem verlegen und Lampen installieren, sind gleichzeitig Maler dabei, den Wänden ihren endgültigen Anstrich zu verpassen. Und im Obergeschoss wird gerade das Gemeindecafé eingerichtet. Einige Räume, wie das Büro von Gemeindevorstand Fawek Ostrowiecki, sind bereits fertig. Auch in der koscheren Küche sind die Abteilungen »Fleischiges« und »Milchiges« schon eingerichtet. Allerdings wartet in einem Nebenraum das Geschirr noch darauf, dass entsprechende Schränke aufgebaut werden.
Ein paar Räume weiter sieht der Betsaal bereits ziemlich vollendet aus – es fehlen lediglich noch ein paar Details. Der Toraschrank mit integriertem Rauchabzug, der wohl wichtigste Teil des 200 Personen fassenden Raumes, ist bereits installiert.
Bei einer Synagoge gibt es viele Besonderheiten – von der aufwendigen Sicherheitstechnik bis zum Fahrstuhl, der per Lichtschranke funktioniert und den Tastendruck am Schabbat erspart. Trotzdem – für viele Handwerker ist dies eine Arbeit wie jede andere: »Ob wir an einer Schule, einem Altenheim oder an einer Synagoge arbeiten – die Arbeit bleibt ja die gleiche«, sagt Elektriker Jens Löhn. Albert Schreiber jedoch, als Wachmann auf der Baustelle, findet das Entstehen einer neuen Synagoge spannend: »Das ist mal etwas Abwechslung zu meiner sonstigen Arbeit – so was sieht man nicht alle Tage. Und wenn man als Gelsenkirchener den Bau von Beginn an mitverfolgt hat, ist das besonders interessant.«
Und es wird in diesen Tagen noch interessanter: In den Innenhof wird eine sechs Meter hohe Zypresse gepflanzt, und es werden Kunstwerke und Lampen aus der alten Synagoge aufgestellt. Bleibt zu hoffen, dass bis zum 1. Februar alles fertig ist.