Rabbiner Joshua Spinner steht die Vorfreude ins Gesicht geschrieben: Tochter Rebecca wird nach den Sommerferien die Lauder Beth-Zion Grundschule im Prenzlauer Berg besuchen. Ab September soll das Projekt mit einer ersten und zweiten Klasse in der Rykestraße starten.
Julia Konnik, zweifache Mutter aus der Nachbarschaft, klingt sichtlich erleichtert: »Mein Sohn Elijahu muss dann nicht mehr quer durch Berlin fahren, gewinnt zwei Stunden am Tag, in denen er spielen, lernen, schwimmen gehen kann.« Die Konniks sind nicht die einzigen Eltern im Ostteil Berlins, die auf diese Schuleröffnung warten. Viele kennen sich von den Spielplätzen der Kinder, von Synagogenbesuchen und anderen jüdischen Treffs. Nun könnte es bald eine Gemeinsamkeit mehr geben. »Interesse und Bedarf für die Schule sind da«, sagt Rabbiner Spinner, der seit Jahren in Berlin lebt und hier die Arbeit der Ronald S. Lauder Foundation koordiniert. »Die Zeit für erste Klassenstufen ist reif.«
16 Grundschulen hat der Kosmetik-Un-
ternehmer und WJC-Vorsitzende Ronald Lauder in den vergangenen Jahren vornehmlich in Osteuropa bauen lassen. Doch auch die vor sechs Jahren eröffnete Kölner Lauder-Morijah-Schule geht auf sein Engagement zurück. Am Kölner Konzept werden sich die Berliner Initiatoren stark orientieren. Neben dem staatlichen Lehrplan bekommen die Mädchen und Jungen von Anfang an Kenntnisse der jüdischen Tradition und der hebräischen Sprache vermittelt. Hierbei hat sich das kanadische Lernprogramm »Tal Am« bewährt, bei dem außer Lehrbüchern auch interaktive Spiele, Musik und Videotechnik eingesetzt werden. Der Hebräischunterricht beginnt schon in der ersten Klasse, Englisch kommt ab der dritten hinzu. Dass das jüdische »Zusatzpensum« weniger ermüdet als be-
flügelt, zeigen die bisherigen Kölner Ergebnisse. »Alle Mädchen und Jungen sprechen nach vier Jahren Hebräisch«, berichtet die Pädagogin Keren Ginzburg, »und alle schaffen den Übergang zum Gymnasium.«
Kurz vor Pessach nutzten Berliner Eltern einen Informationstag in der Rykestraße, um sich näher mit dem Schulkonzept vertraut zu machen oder bei Koordinatorin Ol-
ga Orlowski schon mal einen vorläufigen Aufnahmeantrag für Sohn oder Tochter abzuholen. Hier erfuhren sie auch, dass die Klassenstärke bei Beth-Zion auf maximal 15 Schüler beschränkt bleiben wird, Frühstück und Mittagessen unter Kaschrut-Aufsicht stehen und Kinder mit etwas längerer Anfahrt auf einen Abholdienst mit pädagogischer Begleitung zurückgreifen können.
»Wir wollen eine super Erziehung garantieren«, betont Spinner, »und es soll ein kindgerechtes, fröhliches Judentum vermittelt werden. Aber für beides brauchen wir auch die Partnerschaft mit den Eltern, ohne die geht es nicht«. Weniger entscheidend sei, wie stark die jeweiligen Elternhäuser ihr Judentum praktizieren, sondern dass sie das pädagogische Konzept prinzipiell bejahen.
In wenigen Tagen, so Koordinatorin Olga Orlowski, gehen die Vorbereitungen für das Schulprojekt weiter: Eine Gründungsdirektorin soll benannt, das Curriculum erstellt und die Lehrkräfte für die jüdischen Fächer gewonnen werden. Denkbar ist, dass hier auch israelische Pädagoginnen zum Einsatz kommen. Olaf Glöckner
Weitere Informationen: Olga Orlowski, Telefon 030/ 44010160