Herr Newman, es gibt Gerüchte, dass die Juden Simbabwes nach Israel ausgeflogen werden sollen (vgl. S. 7). Sie waren mit einer Delegation des African Jewish Congress dort. Wie ist die Lage?
newman: Wir waren in der Hauptstadt Harare und in Bulawayo, aber nur zwei Tage lang. Man sieht viel Polizei, und Hunderte Leute sitzen am Straßenrand. Sie haben nichts zu essen.
Inwieweit ist die jüdische Gemeinde von der Situation betroffen?
newman: Wie alle in Simbabwe haben auch die Juden große Probleme bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Geschäfte sind leer, das Geld ist wertlos. Die Juden leiden und kämpfen wie alle anderen – mit dem Unterschied, dass viele von ihnen Verbindungen nach Südafrika oder Botswana haben. Einige haben das Glück, einmal im Monat dorthin zu fahren, um Lebensmittel zu kaufen. Hinzu kommt, dass der African Jewish Congress nahezu monatlich Pakete mit Grundnahrungsmitteln nach Simbabwe schickt, um den Juden dort das Leben zu erleichtern.
Ist auch das religiöse Leben der jüdischen Gemeinde in Mitleidenschaft gezogen?
newman: Es gibt in Harare zwei Synagogen. Die Beter arbeiten zusammen, aber sie sind auch nur Menschen, und so gibt es Spannungen. Doch der Rabbi tut alles für den Zusammenhalt der Gemeinde. In Bulawayo jedoch gibt es ein sehr vitales und ausgeprägtes religiöses Gemeindeleben. Aber man muss sich darüber im Klaren sein, dass sich die Lage jeden Moment ändern kann: Die Grenzen könnten geschlossen werden.
Der African Jewish Congress hilft Simbabwe. Können auch die jüdischen Gemeinden in Europa etwas tun?
newman: Um Lebensmittel zu kaufen und Hilfspakete nach Simbabwe zu schicken, brauchen wir Geld. Ich habe in meiner Gemeinde schon viel gesammelt, aber wir müssen auch hier in Kapstadt den Opfern der gewalttätigen fremdenfeindlichen Ausschreitungen helfen. Für die sammeln wir in erster Linie. Aber natürlich vergessen wir die Juden in Simbabwe nicht. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Juden Europas, die Juden der Welt uns bei der Hilfe für unsere Leute in Simbabwe unterstützen würden.
Mit dem Mitglied des African Jewish Congress sprach Karl-Ludwig Günsche.