von Gil Yaron
Sie ist wohl eines der bekanntesten israelischen Markenprodukte. Von Arnold Schwarzeneggers Terminator bis zu Tom Cruises Mission Impossible gibt es kaum einen Actionfilm, der ohne die Uzi-Maschinenpistole auskommt. Doch der Exportschlager, der in 90 Länder verkauft wurde und der israelischen Industrie mehr als zwei Milliarden US-Dollar Gewinn einbrachte, wird in Israel kaum noch benutzt. Hier arbeiten israelische Ingenieure daran, zukunftweisende Waffen zu entwickeln, die selbst Schwarzeneggers Terminator-Arsenal veraltet erscheinen lassen.
Waffen sind neben geschliffenen Diamanten und Softwarelösungen eines der wichtigsten Exportgüter des Hightech-Staats Israel. Das kleine Land, das sich seit seiner Gründung in einem ständigen Existenzkampf befindet, preist seine Waffen weltweit erfolgreich als »kampferprobt, innovativ und effizient« an. Zahlen über den Export sind streng geheim. Fachzeitschriften schätzen aber, dass Israel jährlich Waffen im Wert von etwa vier Milliarden Dollar exportiert und platzieren das Land daher unter den acht wichtigsten Waffenexporteuren der Welt. Obschon es mehr als 200 Firmen gibt, die militärisches Gerät herstellen, werden mehr als 90 Prozent der Exportgüter von den fünf größten Firmen hergestellt.
Besonders seitdem die israelische Armee sich im vergangenen Sommer im Libanonkrieg gegen die Hisbollah-Miliz schwer tat, ist die Waffenindustrie jetzt damit beschäftigt, den angeschlagenen Nimbus der Unbesiegbarkeit wieder aufzurichten. Neue Hightech-Waffen sollen dabei helfen, künftig auch im asymmetrischen Krieg, sprich im Kampf gegen eine Terrororganisation, die Oberhand zu gewinnen. Eine Vielzahl neuer Projekte, so verspricht die Industrie im Einklang mit dem Verteidigungsministerium, soll die Vorteile der Terroristen zunichtemachen.
Israel ist das einzige Land der Welt mit einer funktionierenden strategischen Raketenabwehr. Das bereits operative Hetz-(»Pfeil«-)System ist in der Lage, ballistische Raketen in der Luft abzufangen. Doch gerade simple Waffen bleiben für die Hightech-Armee ein Problem. Trotz massiver Angriffe der israelischen Luftwaffe gelang es der Hisbollah im Krieg, das Hinterland täglich mit mehr als 100 Kurzstreckenraketen zu beschießen. Palästinensische Terrororganisationen greifen auch heute noch aus dem Gasastreifen israelische Städte und Dörfer mit selbstgebauten Kassamraketen an. Deswegen konzentrieren die Israelis große Anstrengungen auf die taktische Raketenabwehr. Mehrere Systeme werden noch überprüft. Besonderes Augenmerk richtet man dabei auf das bereits erfolgreich getestete »Nautilus«-System – ein starker Laserstrahl, der nicht nur Raketen, sondern auch Geschosse noch in der Luft zerstört.
Entsprechend der israelischen Militärdoktrin, die darauf abzielt, den Gegner in seinem eigenen Territorium zu zerstören, anstatt den Angriff im Kernland abzufangen, will man aber nicht nur defensive Waffen entwickeln. Vizepremierminister Shimon Peres kündigte die Entwicklung »bionischer Hornissen« an, kleiner Drohnen, die den einzelnen Terroristen in seinem Dorf erspähen, verfolgen und töten könnten. Drohnen sind unbemannte Flugzeuge und werden auch UAV (unmanned aerial vehicles) genannt. Sie sollen effektiver und hinsichtlich internationaler Akzeptanz bei ihrem Einsatz unproblematischer sein als die Bombardierung mit Kampfflugzeugen. Laut Medienberichten will Israel in den nächsten fünf Jahren 230 Millionen Dollar in die notwendige Nanotechnologieforschung stecken und so zu einem Weltführer auf diesem Gebiet werden.
Der anhaltende Kampf gegen bewaffnete palästinensische Terrorzellen hat die Israelis gezwungen, vor allem in der urbanen Kriegsführung erfinderisch zu werden. Die Erfindungen reichen von einem Gewehr, das um die Ecke schießen kann, bis zu einem neuartigen System, das feststellt, aus welcher Richtung eine Einsatztruppe beschossen wird. Spezialkameras erfassen danach den gegnerischen Scharfschützen auch im Dunkeln. Geschlossene Datenübertragung übermittelt die Information an computergesteuerte Maschinengewehre, die den Gegner automatisch unter Beschuss nehmen.
Im Einsatz von UAVs leistet Israel seit Jahren Pionierarbeit. Neue Systeme umfassen zum Beispiel das Skylark-System: Es ist klein genug, um von einem einzelnen Infanteriesoldaten ins Feld getragen zu werden, und funktioniert als persönliches Aufklärungsflugzeug. Mit der Hand in die Luft geworfen, kann es ferngesteuert über den nächsten Hügel fliegen und für die Kompanie Ausschau halten. Selbst in verregneten Nächten kann es Feinde erspähen, die sonst den Trupp aus dem Hinterhalt überraschen würden. Längst gibt man sich aber mit solchen Technologien nicht zufrieden. Israel befindet sich dabei, eine solargetriebene Drohne zu entwickeln, die sich theoretisch eine unbegrenzte Zeit in der Luft befinden kann.
Die israelische Hightech-Industrie bereitet sich aber nicht nur auf den Krieg, sondern längst auch auf den Frieden vor. Israelische Firmen aus der Waffenbranche investieren im Rahmen internationaler Forschungsanstrengungen zum Bau umweltfreundlicher Technologien in der Luftfahrt inzwischen Millionenbeträge. Das Know-how des Militärs soll so letztendlich auch Zivilisten zugutekommen. Man erforscht den Einsatz von Brennstoffzellen, der in Zukunft Passagierflugzeuge umweltfreundlicher machen soll. Als Ableger der fortschreitenden Entwicklung der unbemannten Luftfahrt plant man die Entwicklung selbststeuernder Frachtflugzeuge, die den Cargoverkehr bedeutend er- schwinglicher machen würden.