freundliches Gesicht

Land des Lächelns

von Boruch Leff

Lächeln rührt an die Wurzel dessen, was wir als Menschen sind. Es ist das Erste, auf das Eltern, die die Entwicklung ihres Babys verfolgen, stolz sind. Lange bevor es beginnt, sprachlich oder mit Gesten zu kommunizieren, spürt ein Baby instinktiv die Botschaft eines Lächelns – und es lä-
chelt beinahe immer zurück.
Rabbi Yisrael Salanter lehrte, das Gesicht eines Menschen sei so etwas wie öffentliches Eigentum, weshalb man allen, die einem begegnen, ein Lächeln schenken sollte. Ein griesgrämiges Gesicht macht andere schlecht gelaunt und schadet ihnen –und es ist uns in keinem Fall erlaubt, anderen Menschen zu schaden. Um wie vieles glücklicher wäre die Welt, wenn wir uns alle gegenseitig anlächelten? Genau aus diesem Grund heißt es in den Sprüchen der Väter: »Nimm alle Menschen an und mach ein angenehmes Gesicht.«
Haben Sie sich jemals gefragt, warum wir instinktiv und reflexartig lächeln und die Zähne zeigen, wenn wir jemandem Wärme und Freundlichkeit zeigen möchten? Wenn wir den menschlichen Körper erschaffen würden, würden auch wir uns dafür entscheiden, dass der Mensch zum Zeichen der Freundschaft den Mund aufmacht und die Zähne zeigt? Warum hat Gott uns so erschaffen, dass unser Körper auf diese Weise reagiert? Wieso assoziieren wir das Zeigen der Zähne mit einem offenen und freundlichen Wesen?
Einen Verweis auf die Zähne finden wir im Midrasch. Wie die Kraft eines Menschen in seinen Zähnen steckt. Wer keine oder nur schwache Zähne hat, kann nicht essen und somit Kraft gewinnen. So steckt die Kraft des jüdischen Volkes in der Tora (Yalkut Shimoni). Hier werden die Zähne mit Weisheit in Zusammenhang gebracht.
Mystischen Quellen gemäß gibt es 32 Wege zur Weisheit. Ebenso gibt es 32 Quellen der Weisheit in einem Menschen (in seinem Kopf), und jede einzelne Quelle wird zu einem der 32 Zähne, die das Gebiss eines Erwachsenen ausmachen, geleitet. Die Zahl 32 hat den numerischen Wert, Gematria, des hebräischen Worts Lew, was Herz bedeutet. Unsere 32 Zähne stehen also stellvertretend für das, was in unserem Herzen ist.
Die Zähne haben etwas mit dem Herzen und mit Weisheit zu tun? Was soll das heißen? Die Weisheit eines Menschen beginnt mit Gedanken im Herzen, aber wenn sie dort eingeschlossen bleibt, ist die Weisheit egoistisch. Damit die Weisheit die Welt in einen besseren Ort verwandeln kann, muss sie mit Hilfe des Munds ausgedrückt werden. Wenn wir unseren Mund zum Sprechen aufmachen, teilen wir uns der Welt mit. Lächeln symbolisiert unsere Bereitschaft, uns anderen gegenüber zu öffnen.
Unsere vielen Zähne stehen für die vielen Gedanken, die uns durch den Kopf gehen. Gedanken, die anderen Menschen helfen können, die auf die Menschen um uns, ja auf die ganze Welt eine positive Wirkung haben können. Wenn wir unseren Mund aufmachen und jemanden anlächeln, senden wir folgende Botschaft: »Ich möchte dir zeigen, was in meinem Innern ist.« Wenn wir lächeln und die Zähne zeigen, geben wir anderen zu erkennen, dass wir vieles in uns tragen, das wir teilen möchten.
Ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, wenn wir lächeln, lassen wir unsere Weisheit aufscheinen. Gott hat uns so erschaffen, dass wir lächeln, dass wir die Zähne zeigen, wenn wir glücklich sind. Es ist, als würden wir sagen: »Ich bin in einer wunderbaren Stimmung. Ich fühle die Herrlichkeit des Lebens. Ich bin froh, auf der Welt zu sein. Daher zeige ich der Welt meine Zähne – und durch meine Zähne zeige ich meine Weisheit. Ich spiele in dieser Welt eine ganz wichtige Rolle. Ich lasse meine Weisheit fruchtbar werden, indem ich sie nutze und andere daran teilhaben lasse. Aus diesem Grund lächle ich. Aus diesem Grund zeige ich dir meine Zähne.«
Wenn wir einen Menschen begrüßen, gehört es dazu, dass wir ihn anlächeln. Das Lächeln lässt erkennen, dass wir dem anderen gewogen und bereit sind, mit ihm in Beziehung zu treten. Wenn ich die Stirn runzele, mache ich den Mund ganz fest zu. Ich verstecke meine Zähne. Damit bringe ich zum Ausdruck, dass ich mich und meine Weisheit mit niemandem teilen möchte. Doch wenn ich lächele, sage ich zu meinem Mitmenschen: »Ja, ich möchte dich kennenlernen. Ich möchte mit dir meine Weisheit, meine Einsichten, das, was ich persönlich zu dieser Welt beitrage, teilen. Ich zeige dir meine Zähne, das Fenster zu meiner Welt und zu meiner Weisheit. Und ich möchte, dass du das, was ich zu geben habe, mit mir teilst.«
Der Psychologe Denis Waitley drückte es so aus: »Ein Lächeln ist ein Licht in deinem Fenster, das anderen Menschen sagt, dass dort ein Mensch wohnt, der voll Liebe und Anteilnahme ist.«

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Aish HaTorah, Jerusalem/Israel
www.aish.com

Wittenberg

Luthergedenkstätten untersuchen ihre Sammlung auf NS-Raubgut

Zwischen 1933 und 1945 erworbene Objekte werden analysiert

 19.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025