flugblatt-affäre

KZ-Gedenkstätten-Besuch Aiwangers in Bayern nicht erwünscht

Ein eventueller Besuch Hubert Aiwangers im KZ Dachau wäre dort zum jetzigen Zeitpunkt nicht willkommen Foto: imago/Revierfoto

Ablasshandel und Effekthascherei: Der Vorschlag, Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger solle wegen der Flugblatt-Affäre die KZ-Gedenkstätte Dachau besuchen, stößt auf breite Ablehnung. »Öffentlichkeitswirksame politische Besuche im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl sind in der KZ-Gedenkstätte Dachau nicht erwünscht«, sagte Gedenkstätten-Leiterin Gabriele Hammermann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es liege derzeit auch keine Anfrage der Freien Wähler für einen Besuch vor. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte zuvor angeregt, Aiwanger möge der KZ-Gedenkstätte Dachau als »Zeichen der Solidarität« einen Besuch abstatten.

Auch der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) hält den Vorschlag nicht für zielführend. »Dies könnte einerseits leicht als Effekthascherei vor der Landtagswahl ausgelegt werden, andererseits aber die Gedenkstätten in eine politisch aufgeladene Diskussion hineinnehmen«, sagte Spaenle auf epd-Anfrage. Nach den Landtagswahlen sei ein solcher Besuch sicher sinnvoll.

Gedenkstätten-Leiterin Hammermann erklärte, man würde eine eventuelle Anfrage Aiwangers »unter Berücksichtigung der aktuellen Situation bearbeiten«.

keine besserungsanstalten Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, sagte im epd-Gespräch, dass Gedenkstätten keine Besserungsanstalten seien und keine Läuterungshoffnungen erfüllen könnten. Solche Ideen hätten »etwas von einem Ablasshandel«. Zudem seien Gedenkstätten »aus der Tagespolitik rauszuhalten«.

Björn Mensing, Pfarrer an der Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau, bezeichnete einen Besuch als nicht sinnvoll, solange Aiwanger sich nicht konkret zu Verfehlungen in der Jugendzeit bekenne und sie »ohne Einschränkung« bereue. Stattdessen wäre ein Besuch dann »eine erneute Irritation für viele NS-Verfolgte und ihre Familien«, erklärte der Kirchenrat.

Der stellvertretende bayerische Ministerpräsident und bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) steht seit Tagen in der Kritik, weil er als Jugendlicher ein antisemitisches Flugblatt in der Schultasche hatte und öffentlich den Hitlergruß gezeigt haben soll. Aiwanger hatte daraufhin wegen möglicher Vergehen in der Jugend um Verzeihung gebeten. Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, indes hält die Entschuldigung für nicht überzeugend, wie er am Montagabend in den ARD-»Tagesthemen« erklärte. Nach einem Bericht der »Jüdischen Allgemeinen« lehnte es Aiwanger am Dienstag auf Nachfrage von Journalisten ab, zu Schusters Kritik öffentlich Stellung zu nehmen.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Sonntag verkündet, Aiwanger nicht aus dem Amt zu entlassen, weil das angesichts der Beweislage nicht verhältnismäßig sei. epd

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025