Kreis, Dreieck und Quadrat
Der dritte der Azrieli-Towers in Tel Aviv soll nun gebaut werden
Sie sollten zeigen, daß das Unmögliche doch möglich ist. Frieden in Israel – die Quadratur des Kreises. Als 1998 mitten in Tel Aviv die Arbeiten an den drei Wolkenkratzern des kanadischen Architekten und Geschäftsmannes David Azrieli begannen, blühte das Land. Wirtschaftlich im Höhenflug, politisch so stabil wie nie wollte man Zeichen setzen. Unübersehbar. Damals sollten sie als höchste Türme des Nahen Ostens neue Maßstäbe setzen. Einer dreieckig, einer rund, einer quadratisch.
Doch dazu kam es nicht. Kreis und Dreieck ragen in die Höhe – 187 und 169 Meter hoch – das viereckige Haus indes blieb unvollendet. Ein Streit zwischen Bauherren und Stadtverwaltung um den Anteil an Geschäfts- und Wohnfläche verhinderte den Weiterbau. Sieben Jahre lang. Jetzt ist der Konflikt beigelegt, die Kräne sind wieder angerückt.
Jede Stadt hat ihre Schmuddelecken. Vergammelte Ruinen, wilde Müllhalden und Prachtbauten, deren Schönheit längst der Vergangenheit angehört. In Tel Aviv ist das nicht anders. Nur daß gerade dieses Projekt strahlender Mittelpunkt der Metropole hätte sein sollen. Gänzlich verglast sollten die Häuser als hypermodernes Zeichen des Booms stehen und in den Farben blau und weiß das Mittelmeer versinnbildlichen. Zwei tun es tatsächlich: Im Dreiecksturm befindet sich unter anderem eins der größten Einkaufszentren des Landes, im runden haben sich all jene eingemietet, die Rang und Namen haben oder gern hätten. Doch die Bauruine direkt nebenan trübte das Geschäftsleben. Zu offensichtlich, daß hier etwas schief gelaufen war. Das Quadrat, lediglich zu einem Viertel gebaut, verkam zur billigen Werbetafel. Auch stand es als trauriges Symbol dafür, daß das Unmögliche offensichtlich doch nicht machbar war.
Nun sieht die »unvollendete Dreifaltigkeit«, wie mancher Bewohner der Stadt sie gern tituliert, doch noch ihrer Vollendung entgegen. Im Neubau plant die Unternehmensgruppe Africa Israel Investment auf zwölf Etagen ein Nobelhotel mit 272 Zimmern, Fitneßbereich und Konferenzräumen. Es soll einer internationalen Kette angehören, welcher wird aber noch geheimgehalten. »Alles wird perfekt auf den reisenden Geschäftsmann zugeschnitten«, ließ der Geschäftsführer von Africa Israel Hotels, Ariel Kapon, verlauten. Tatsächlich liegt das Azrieli-Zentrum logistisch ideal gegenüber vom Bahnhof und direkt an der Autobahn Ayalon. 2007 soll alles fertig sein. Den Tel Aviver Architekten Mosche Friedmann freut der Weiterbau: »Man kann natürlich nicht sagen, daß die Türme für Frieden stehen, denn davon sind wir heute weit entfernt. Ich sehe sie aber als Zeichen der Hoffnung.« Sabine Brandes