US-Gesundheitsfürsorge

Krankenkasse kostenlos

Der Streit über die Gesundheitsfürsorge in den Vereinigten Staaten nimmt täglich an Schärfe zu. In den Augen vieler, die eher am rechten Rand des politischen Spektrums angesiedelt sind, haben die Vereinigten Staaten das beste Gesundheitswesen der Welt, und man sollte tunlichst die Finger davon lassen. In den Augen der Linken hingegen muss das gesamte Gesundheitswesen radikal erneuert werden, da es den Bedürfnissen einer modernen Gesellschaft nicht gerecht wird.
Doch die Frage ist von grundsätzlicherer Natur: Was sind unsere ethischen Pflichten, wenn es darum geht, für die Gesundheit anderer Menschen zu sorgen? Müssen wir als Gesellschaft für ein Gesundheitssys-tem Sorge tragen, das aus Steuermitteln finanziert und für die, die es in Anspruch nehmen, kostenlos ist?
Die Antwort lautet ja – wenn es nach der Tora geht. Wir tragen Verantwortung nicht nur für jene, die Staatsbürger des Landes sind, sondern auch für alle anderen Bewohner. Es gibt einen wichtigen Vers in der Tora, der diese Verantwortung exakt be-
schreibt: »Wenn dein Bruder verarmt und sich neben dir nicht halten kann, sollst du ihn, auch einen Fremden oder Halbbürger, unterstützen, damit er neben dir leben kann« (3. Buch Moses 25,35). Die Tora lässt keinen Zweifel: Wir sind moralisch verpflichtet, denjenigen, denen es schlechter geht als uns, zu helfen. Es ist uns verboten, zuzulassen, dass andere Menschen hungern oder obdachlos werden.
Aber, betont Maimonides, das Gebot geht noch viel weiter. Der Vers lehrt uns nicht nur, dass wir andere Menschen mit Lebensmitteln und Unterkunft versorgen müssen, wenn sie in Not geraten. Wir müssen ihnen auch unentgeltliche medizinische Behandlung zukommen lassen (Avodah Zara 10:3). Es gehört zu unseren ethischen Pflichten unseren Mitmenschen gegenüber.
Mit seinem gegenwärtigen System sind die USA weit von diesem biblischen Ideal einer medizinischen Praxis entfernt, die auf einer moralischen und sozialen Verantwortung beruht. Neueste Untersuchungen belegen, dass in den Vereinigten Staaten alle 30 Sekunden jemand wegen ernster Gesundheitsprobleme Privatinsolvenz anmeldet. Rund 1,5 Millionen Familien jährlich verlieren ihr Haus durch Zwangsvollstreckung aufgrund hoher ärztlicher Kosten, und ältere Ehepaare müssen erhebliche Ersparnisse haben, um auch nur die elementarsten me-
dizinischen Ausgaben bestreiten zu können. Es ist nicht zu leugnen, dass das Ge-
sundheitswesen in den Vereinigten Staaten zwar Menschen heilt, auf der anderen Seite aber viele ins Unglück stürzt.
Man könnte argumentieren, unsere mo-
ralische Verpflichtung, alle Menschen kos-
tenlos zu behandeln, sei bereits damit eingelöst, dass das Gesetz die unentgeltliche medizinische Behandlung in den Notaufnahmen der Krankenhäuser garantiert. Doch es liegt auf der Hand, dass damit nur das absolute Minimum getan wird, und das ist nicht einmal annähernd ausreichend. Denn es gibt viele, die auf lebenswichtige Medikamente verzichten, weil sie sie nicht bezahlen können. Und viele chronisch Kranke werden nicht richtig versorgt, weil sie sich keine Krankenversicherung leisten können.
Es steht außer Zweifel, dass das Gesundheitswesen in den Vereinigten Staaten erneuert und an der moralischen Verpflichtung als Gesellschaft, wie die Tora sie be-
schreibt und unsere Weisen sie erläutern, ausgerichtet werden muss. Es muss für die, die es in Anspruch nehmen, kostenlos sein und allen Menschen offenstehen. Alles da-runter hieße, sich der moralischen Pflichten zu entziehen. Rabbi Levi Brackman

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025