Restaurant

Koscher am Jakobsplatz

von Miryam Gümbel

Bei einem Empfang nach einer Veranstaltung in München werden beim Catering Bratwürstel auf Kraut gereicht. Die Gäste sind begeistert. Eigentlich etwas ganz Selbstverständliches, wäre der Ort nicht das Jüdische Gemeindezentrum am Jakobsplatz. Bratwürstel, sind die nicht aus Schweinefleisch?
Natürlich sind sie es hier nicht, schließlich ist die Küche im Fleming’s koscher. Freunde der bayerischen Küche kommen hier dennoch auf ihre Kosten: Da gibt es Weißwürste mit Brez’n, Wurstsalat, Fleischpflanzerl oder Buletten, wie sie nördlich des Mains heißen – Spezialitäten, wie man sie in jedem bayerischen Biergarten findet. Nur eben nicht vom Schwein, sondern vom Kalb. Und dieses wurde nach den jüdischen Vorschriften geschlachtet.
Dass hier alles nach den Regeln der Kaschrut abläuft, darauf hat Rabbiner David Nussbaum als Maschgiach ein Auge. Der Lubawitscher Rabbiner ist für die Gemeinde Beth Zedek in Salzburg zuständig; doch die gut hundert Kilometer ins benachbarte Österreich pendelt er problemlos. Dass ihm seine Aufgabe als Maschgiach im neuen Gemeinderestaurant Fle- ming’s Freude macht, merkt man ihm an. Gerne wechselt er auch mal mit den Gästen ein paar Worte.
Vor allem aber hat er ein wachsames Auge auf die Küche. Zum Beispiel, wenn dort Küchenchef Markus Witzel die Fleischpflanzerl fertig macht. Wiener Schnitzel und Tafelspitz sind ebenfalls ein Renner in dem »fleischigen« Restaurant.
Natürlich gibt es auch für jene Gäste etwas, die weniger auf die bayerische Küche stehen. Humus und Tihina sind ebenso selbstverständlich wie Gehackte Leber und Borschtsch. Auch mehrere Fischspeisen stehen auf der Karte, vom Thunfischsteak über Dorade und Lachs bis zum Bachsaibling.
Dass die Betreiber hier durchaus flexibel sind, zeigt sich im Gespräch mit Restaurant-Managerin Natalie Bock. So hat das Steak wohl wenig Chancen, auf der Karte zu bleiben. Denn koscher heißt hier auch durchgebraten. Das nehmen Steakfreunde weniger an. Was die Ente betrifft, mit Rotkohl und Kartoffelknödel, so erweist sich hier, dass die Speisen im neuen Gemeinderestaurant frisch zubereitet sind. Da kann der Vorrat schon mal ausgehen, denn, so Natalie Bock, »wir können ja nicht auf Verdacht mehrere Enten ins Rohr schieben«.
Deshalb empfiehlt sich eine Voranmeldung. Sie kann auch hinsichtlich der Tischreservierung nützlich sein, besonders am Abend. Mit hundert Plätzen ist das Restaurant zwar groß – aber das leckere Essen lockt auch zum regen Besuch. Eine besondere Köstlichkeit ist übrigens der Kaiserschmarrn – und das nach den Vorgaben einer »fleischigen« Küche ganz ohne echte Milch!
In dieser Woche gibt es allerdings nur ein eingeschränktes Angebot – koscher für Pessach. Die Sederfeiern waren eine besondere Herausforderung für Küche und Service, und das schon bei der Vorbereitung. Die gesamte Küche musste für Pessach gekaschert werden. Eigens dafür wurde Geschirr angeschafft, das nach den Feiertagen wieder eingepackt und für das nächste Jahr aufbewahrt werden muss – genauso wie es die jüdische Frau zu Hause auch tut.
Entsprechend vorbereitet fanden dann die einzelnen Feiern statt: Studenten-Seder und weitere deutsch-, russisch- und hebräischsprachig geführte Abende verteilten sich auf Restaurant, Hubert-Burda-Saal und den kleinen Saal im Westflügel des Gebäudes. Während der restlichen Feiertage steht das Schabbat-Menü auf dem Programm, das es normalerweise jeweils am Freitagabend und am Samstagmittag gibt. Dabei kann man während der Feiertage auch einzelne Teile daraus wählen, zum Beispiel nur Gefilte Fisch oder nur die gekochte Ochsenbrust.
»Die Feuertaufe ist erst einmal bestanden«, freut sich Geschäftsführer Hartmut Schröder. Für Fleming’s ist dieses koschere Restaurant mit Catering-Service für alle Veranstaltungen im Gemeindehaus neben seinen Hotels ein weiteres Standbein in München.
Zum Essen gehört nicht nur eine gute Küche, sondern auch ein freundliches Ambiente. Architektin Rena Wandel-Hoefer hat auch für die Räume des Restaurants und für die Küche optimale Voraussetzungen geschaffen. Hell und freundlich ist die Holzvertäfelung, die sich durch das ganze Haus zieht. Sie gibt auch den Räumen hier ein angenehmes Bild. Dazu passen die dunklen Tische und Stühle.
Diese sind für vier Personen gedeckt, lassen sich aber nach Bedarf auch anders gruppieren. Helle Tischläufer und dezenter Blumenschmuck sorgen für eine freundliche Atmosphäre gleich beim Hereinkommen.
Die gut geschulten Servicekräfte tun das ihrige dazu, dass die Gäste sich wohl fühlen. Richard Weigand und seine Kollegen beraten die Gäste auf Wunsch kompetent. Wer über die Besonderheiten der koscheren Küche nicht Bescheid weiß, wird darüber informiert, zum Beispiel, warum er den Kaffee hier nur mit Sojamilch bekommt. Den gibt es nicht nur nach dem Essen. Wer nur zu Kaffee und Kuchen kommen will, ist im Fleming’s ebenfalls willkommen.

Fleming’s Kosher Restaurant und Events im Gemeindezentrum am Jakobsplatz, geöffnet täglich von 11 bis 23 Uhr, Telefon 089/ 202 40 03 33
www.flemings-events.com

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