Konsequent und warmherzig
Düsseldorf: Langjährige
WIZO-Präsidentin Hellen Israel gestorben
Ihr Geburtsort verbindet sich im Gedächtnis vieler mit dem Ort des tausendfachen Sterbens. Hellen Israel wird am 4. November 1918 als Helena Galizer in Auschwitz geboren. Sie lebt dort, macht ihr Abitur und läßt sich zur Buchhalterin ausbilden. Als junge Frau und Mutter erlebt sie Verfolgung und Tod durch die Nationalsozialisten. Ihr Mann wird erschossen, der zweijährige Sohn Lech im Ghetto Sosnowiec von ihr getrennt. Sie sieht ihn nie wieder.
Hellen Israel überlebt acht deutsche Arbeitslager. Aus dem schlesischen Frauenlager Peterswaldau wird sie von sowjetischen Truppen befreit. In einem holländischen Rotkreuzheim soll sie sich erholen. Später erhält sei dort eine Stelle als Buchhalterin, nach zwei Jahren das Angebot, bei einem Notar zu arbeiten.
Sie lernt den deutschen Juden Kurt Israel kennen. 1949 wird ihr gemeinsamer Sohn Robert Victor geboren. Kurt Israel eröffnet 1952 ein Geschäft in Düsseldorf. Hellen Israel zögert, ihm zu folgen: »Ich hätte nie geglaubt, daß ich je wieder einen Fuß nach Deutschland setzen würde. Das habe ich meinem Mann zuerst sehr übel genommen«, bekennt sie später. Hellen Israel bleibt, gegen den Protest ihres Sohnes, der sich für ein holländisches Internat entscheidet, weil er nicht in Deutschland leben will.
Die Mutter engagiert sich in der Düsseldorfer Gemeinde, initiiert das jüdische Altenheim, gründet die zionistische Frauenorganisation in Deutschland und ist 30 Jahre ihre Präsidentin. »Hellen Israel ist das Sinnbild der WIZO. Sie wußte, was sie wollte und stand für das, was sie tat. Sie war unsere geistige Mentorin«, sagt die amtierende WIZO-Präsidentin Rachel Singer, die Hellen Israel in ihrem Elternhaus in Stuttgart kennenlernte. »Hellen Israel war sehr warmherzig und liebte die Menschen in Israel, und das vermittelte sie uns eindrucksvoll«, bekennt Singer sehr persönlich. Hellen Israel wollte nicht nach Deutschland. Aus Liebe zu ihrem Mann kam sie und machte das Beste daraus, konsequent wie sie war.
Am 29. Dezember starb Hellen Israel sel. A. in Düsseldorf. hso