von Zlatan Alihodzic
Alle sind zufrieden. Als das bundesweite Projekt »Weißt Du, wer ich bin?« am Sonntag im Saal der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen am Innenhafen beendet wird, herrscht zwischen Christen, Moslems und Juden traute Dreisamkeit. Gastgeber Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, schüttelt Dutzende Hände.»Es ist ein sehr wichtiges Projekt und deswegen bin ich gekommen«, versichert Marion Gierden-Jülich, Staatssekretärin des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Außerdem sei es »ein bedeutender Schritt für das friedliche Zusammenleben.
So wichtig das Projekt »Weißt du, wer ich bin?« war – es ist vorbei. Drei Jahre lang sollte damit die abrahamitische Ökumene gefördert werden. Zu mehr als 100 Begegnungen führte es auf lokaler Ebene. Und aus der Theorie wurde anscheinend tatsächlich praktischer Nutzen gezogen.
Voller Eifer erzählt Michael Rubinstein von den Erfolgen. »Wir waren an zwei lokalen Projekten beteiligt, eines in Mülheim und eines in Duisburg. Und über die Zusammenarbeit sind wir jetzt auch stärker mit den Vertretern von Christentum und Islam vernetzt«, berichtet er. So haben Christen und Muslime Solidarität gezeigt, als sich die jüdische Gemeinde dagegen aussprach, dass ein Duisburger Kunstfestival das Goldene Kalb als Logo benutzen wollte. »Da haben wir selbstverständlich protestiert. Und Christen und Muslime haben sich sofort an unsere Seite gestellt«, erinnerte er sich.
Doch nicht nur die Kommunikation zwischen den Glaubensgemeinschaften in der Stadt habe sich verbessert. »Die stärkere Präsenz in der Öffentlichkeit hat das Interesse an unserer Gemeinde gesteigert – und bisher nur im Guten«, betont Rubinstein. »Wir bieten bis zu 200 Führungen im Jahr an. Im Rahmen von ›Weißt du, wer ich bin?‹ zum Beispiel auch für die alevitische Gemeinde.« Eine solche Öffnung könne Vorbild für andere jüdische Gemeinden werden. Denn viele versteckten sich nicht nur physisch hinter Mauern und Zäunen. »Wenn man aber selbst das Gespräch sucht, dann ist man auch ein interessanter Gesprächspartner«, weiß Rubinstein. »Die Muslime haben Ende der 90er- Jahre für den Neubau der Synagoge gespendet und wir Juden spenden für die Moschee«, die derzeit im Stadtteil Marxloh entsteht. »Es hat sich herumgesprochen, dass bei uns Offenheit herrscht. Deshalb kommen auch Menschen zu uns, die gar nicht hier leben. Man lädt uns zu Vorträgen an Schulen ein und manchmal klopfen auch Menschen an und fragen einfach nach, was hier passiert und wer wir sind«, sagt Rubinstein. »Auch innerhalb der Gemeinde sollte ›Weißt du, wer ich bin?‹ dazu beigetragen haben, dass man über den Tellerrand schaut.« Auf diese Weise sähen auch die Neuzuwanderer, dass sich die jüdische Gemeinde als Teil der deutschen Gesellschaft sieht. »Es ist ein kleiner Schritt, aber so funktioniert es«, sagt Rubinstein.