Für den Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, gibt es keinen harmlosen Antisemitismus. Judenfeindliche Bilder, wie sie beispielsweise bei der Documenta in Kassel gezeigt wurden, seien zwar nicht per se strafbar, würden aber judenfeindliche Vorurteile in den Köpfen der Menschen verankern, sagte er bei einem Vortrag am Dienstagabend im Jüdischen Museum Franken in Fürth.
»Das sind genau die Bilder, die dann Menschen im Kopf haben wie der Attentäter von Halle.« Man müsse daher für alle Formen von Antisemitismus sensibilisieren.
Judenhass sei der älteste Hass Europas und habe im Laufe der Geschichte eine ständige Anpassungsfähigkeit gezeigt. Gerade in Zeiten der Unsicherheit seien Menschen offen für irrationale Verschwörungsmythen, die einfache Antworten geben. Bahn gebrochen habe sich der tief in der Gesellschaft verankerte Antisemitismus vor allem seit den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober.
Klein verurteilte den »brutalen Massenmord« an der israelischen Bevölkerung. »Die normale Reaktion auf solche Gräuel wäre eigentlich Empathie, aber hier war der Hass größer«, sagte Klein. Wenn in Deutschland die Taten der Hamas bejubelt würden, »müssen wir uns fragen, ob unsere Integrationsbemühungen so erfolgreich waren«, sagte er. Man dürfe nun aber nicht Muslime unter Generalverdacht stellen. Die große Mehrheit sei nicht so eingestellt.
Wenn auf pro-palästinensischen Demonstrationen Menschen ihr Mitgefühl für die Toten und das Leid im Gaza-Streifen zum Ausdruck bringen, sei das legitim, »soweit das friedlich, gewaltfrei und ohne antisemitische Hetze geschieht«. Er höre von deutschen Jüdinnen und Juden in Israel, dass sie in der aktuellen Lage trotz der Gefahren lieber dort blieben, als nach Deutschland zurückzukommen. »So viele empfinden Israel als sicheren Hafen. Es ist mir ein großes Anliegen daran zu arbeiten, dass alle Jüdinnen und Juden in Deutschland unser Land auch uneingeschränkt als ihr Zuhause empfinden.« epd