Bei seiner Spurensuche in Bad Saarow bittet der Historiker Christian Pietà um Mithilfe. Er sucht Überlebende oder Nachkommen des jüdischen Kinderheims in dem Kurort am Scharmützelsee bei Berlin. Das Heim war 1931 vom jüdischen Architekten Werner Wittkower in der damaligen Bismarckallee 18 und heutigen Thälmannstraße, erbaut worden. Das Haus wurde nach dem Novemberpogrom, so vermutet Pietà, an die Kommune zwangsverkauft. Fest steht, dass die Gemeinde es 1941 an einen nichtjüdischen Saarower, der damals Angestellter der Gemeinde war, veräußerte.
Leiter des Kinderheims und zugleich Eigentümer des Hauses war Hartok Frank. Möglicherweise habe der Besitzer auch Frank Hartok geheißen, meint Pietà, doch diese Namensversion sei weniger wahrscheinlich. Das Heim beherbergte etwa acht bis zehn Kinder und wurde während des Novemberpogroms verwüstet. Personal wie auch die Kinder wurden grausam misshandelt und vergewaltigt.
Weder vom Heimleiter noch von den Kindern sind weitere Lebensdaten zu finden. Lediglich der Werdegang der Kindergärtnerin Edeltraud Lapidas, verheiratete Erlanger, ist bekannt. Nach der Schließung des Heimes ging sie nach Berlin, arbeitete einige Zeit in der Iranischen Straße, zog dann nach Hannover, heiratete und wurde schließlich gemeinsam mit ihrem Mann nach Stutthof deportiert und ermordet.
Bei seiner Spurensuche nach jüdischsen Einwohnern von Bad Saaroe hofft der Historiker, auch die Geschichte des Heimes mithilfe von Überlebenden oder den Nachkommen erschließen zu können. Bislang habe er Hartok Frank in keinem Verzeichnis über die Opfer der Schoa gefunden, erklärt Pietà.
Das Gebäude, in dem sich das Kinderheim befand, wird hingegen mehrfach in der Fachliteratur erwähnt. Es gehöre zu den bemerkenswerten Bauwerken im Stile der Bauhaus-Architektur, fand Pietà heraus. Oftmals wird es auch in Verbindung mit der Bezeichnung »Grunewald-Kinderheim« genannt. ja
Hinweise sind erbeten an cpieta@web.de