Von der Leinwand auf der Bühne des Hubert-Burda-Saals schaute ein fröhlicher Paul Spiegel ins Publikum. Wer das Glück hatte, dem früheren Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland sel. A. persönlich begegnet zu sein, verweilte eine Zeitlang in Erinnerungen. In den Erzählungen seiner beiden Töchter Dina und Leonie wurde an diesem Abend die humorvolle Seite des engagierten Journalisten und Unternehmers lebendig.
»Dafür, dass Paul Spiegel sel. A. heute unter uns ist, dafür sind Sie drei zuständig«, begrüßte seine Nachfolgerin an der Spitze des Zentralrats, Charlotte Knobloch, die beiden Töchter und Spiegels Gattin Gisèle. Die Töchter haben Paul Spiegels Lieblingswitze unter dem Titel Jetzt mal Tacheles. Die jüdischen Lieblingswitze von Paul Spiegel bei Artemis & Winkler veröffentlicht.
BEsuche Das Kulturzentrum der Münchner Kultusgemeinde unter Leitung von Ellen Presser hatte zur Präsentation eingeladen. IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch dankte ihr für ihr Engagement. In ihrer Begrüßungsansprache erinnerte Knobloch an die Grundsteinlegung zur Münchner Synagoge Ohel Jakob, bei der Paul Spiegel anwesend war. Und sie erinnerte an die Vorstellung seines Buches Was ist koscher in München. Es wäre schön gewesen, wenn er auch seine Lieblingswitze noch persönlich hier hätte vorstellen können, meinte die Präsidentin. Er habe sie immer als Buch veröffentlichen wollen, erzählten seine Töchter im Gespräch mit der Autorin und Moderatorin Amelie Fried. In einem kleinen Büchlein habe sich der begnadete Witzeerzähler stets humorige Geschichten und Stichworte notiert. Irgendwann, anderthalb Jahre nach seinem Tod, tauchte dieses winzige Notizbüchlein auf und die beiden Töchter machten sich daran, die Lieblingswitze ihres Vaters posthum zu veröffentlichen.
Der Filmemacher Dani Levi und Rabbiner Julien Soussan schrieben das Vorwort, Peter Gaymann steuerte Illustrationen bei. Die Themenbereiche sind Religion, Familie, Beruf, Essen, Chuzpe und Rabbiner. Weil Witze ja am besten wirken, wenn sie erzählt werden, las an diesem Abend David Stopnitzer, den so manches Gemeindemitglied auch schon von Jiddisch-Gesprächsrunden kennt, aus dem Buch vor.
Motivation Da ging es zum Beispiel um die Frage, ob man gleichzeitig den Talmud lesen und rauchen darf oder um ein Gebet für einen Erfolg beim Golfspiel. Darf man über Religion Witze machen? Das war dann eines der Themen in der anschließenden Diskussionsrunde der beiden Töchter mit Amelie Fried. Man darf – und man darf sie auch einem nichtjüdischen Publikum erzählen. Man darf sogar lustige Eigenheiten aus einem jüdischen Umfeld in einem Film festhalten, ergänzte Dani Levy. Paul Spiegel habe ihn zu seinem Film Alles auf Zucker ermutigt, erzählte er.
Mit einbezogen in das Gespräch wurden auch Menschen aus dem Publikum, die von ihren ganz persönlichen Erinnerungen an Paul Spiegel erzählten. Max Mannheimer zum Beispiel, Gerd Käfer, der über München hinaus bekannte Gastronom, oder der Sänger Abi Ofarim erinnerten an ihre Begegnungen mit Paul Spiegel.
harmonie Auch Johnny Jürgens war da, der Sohn von Udo Jürgens. Er hatte Paul Spiegel sogar das eine ums andere Mal zum Tanzen gebracht, wenn er als DJ die entsprechende Musik auflegte. »Es war bezaubernd, die beiden auf diese Art zu sehen«, erzählte Johnny Jürgens und fuhr, an die Witwe gewandt fort: »Was mich immer fasziniert hat, war die Ausstrahlung, die von Euch beiden ausging.«
Musik war ein weiterer Bestandteil des Abends. Zwei junge Musiker, der Pianist Patrick Lechner und der Geigenspieler Tymur Melnyk begeisterten mit ihrer Vortragsweise die Gäste.