Meinung

Kennen Sie Abed Hassan?

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025 17:01 Uhr

Susanne Stephan Foto: Marco Limberg

Vieles, was der Berliner sagt, ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda.

von Susanne Stephan  19.02.2025 17:01 Uhr

Wenn Sie sich für Nachrichten aus dem Nahen Osten interessieren und deutsche Leitmedien konsumieren, stehen die Chancen gut, dass Ihnen Abed Hassan seit dem 7. Oktober 2023 schon einmal irgendwo begegnet ist. Der auf den ersten Blick sympathisch wirkende Berliner mit familiären Wurzeln in Gaza hat nicht nur eine ansehnliche Followerschaft auf Instagram.

Er saß bei Markus Lanz in der Talkrunde und wurde in großen Zeitungen porträtiert. »Die deutsche Stimme aus Gaza« nennt ihn die Deutsche Welle. Er sagt Sätze wie »Es passiert zu viel Leid, es sterben zu viele Menschen« und zeigt Mitgefühl mit den israelischen Geiseln. Kann man einem Mann wie ihm die Glaubwürdigkeit absprechen?

Menschen wie ihn lieben Journalisten. Sie erleichtern ihnen die Arbeit, denn sie sind schnell und eindimensional zu erzählen. Blöd ist es dagegen, wenn Klischees bröseln. Bei Abed Hassan heißt das: Wenn der angeblich so friedfertige Aktivist abseits öffentlich-rechtlicher Fernsehstudios Fake News verbreitet.

Wenn er Israel schon lange vor dem aktuellen Krieg mit dem Satan vergleicht.

Wenn er wie vor Kurzem behauptet, es könne nicht nachgewiesen werden, dass es am 7. Oktober Vergewaltigungen gegeben hat. Wenn er sich Spenden sammelnd in die Nähe von Islamisten begibt. Wenn er unzählige Videos und Fotos über das Schicksal der Menschen in Gaza verbreitet, sich dabei aber nicht weiter für die unheilvolle Rolle der Hamas interessiert. Wenn er Israel schon lange vor dem aktuellen Krieg mit dem Satan vergleicht.

Das alles ist bedenklich nah dran an Hamas-Propaganda. Viele problematische Äußerungen Hassans könnten eigentlich jedem Journalisten schon lange bekannt sein. Waren sie offensichtlich aber nicht – was unserer Journaille kein besonders gutes Zeugnis ausstellt. Anstatt Ansprechpartner zu suchen, die den Menschen in Deutschland valide Informationen über die Situation in Nahost liefern, begeben sich die Kollegen in eine stereotype Dauerschleife. Das mag Quote bringen. Mit gutem journalistischen Handwerk hat es wenig zu tun.

Die Autorin ist Co-Vorsitzende des Verbands Jüdischer Journalistinnen und Journalisten und Redakteurin beim »Focus«.

Kommentar

Shiri, mein Herz bricht für dich

Sarah Cohen-Fantl will nicht verzeihen, dass Shiri, Kfir und Ariel Bibas nicht gerettet wurden

von Sarah Cohen-Fantl  21.02.2025

Katrin Richter

Demokratie statt Lethargie

Wer nicht wählt, muss mit dem leben, was dann dabei herauskommt

von Katrin Richter  21.02.2025

Igor Mitchnik

Europa muss sich hinter die Ukraine stellen

Trump denkt nicht transatlantisch, sondern transaktional

von Igor Mitchnik  20.02.2025

Glosse

Ein Hoch auf die Israelkritik

Der »Spiegel« hat mit dem indischen Essayisten Pankaj Mishra ein »erhellendes« Interview zum Nahostkonflikt geführt

von Michael Thaidigsmann  18.02.2025

Meinung

Wie das Ende eines Alptraums, der fünf Jahre gedauert hätte

Alon Ishay ist erleichtert, dass die Koalitionsgespräche der FPÖ vorerst gescheitert sind

von Alon Ishay  17.02.2025

Meinung

Was »Sensibilität« bei der Berlinale bedeutet

Das Film-Festival hat eigens FAQ zum Nahostkonflikt veröffentlicht und distanziert sich darin gleich von der Antisemitismus-Resolution des Bundestages

von Maria Ossowski  20.02.2025 Aktualisiert

Einspruch!

Holt sie aus der Hölle raus

Sabine Brandes fordert, alles dafür zu tun, um auch die letzten verbliebenen Geiseln zu retten

von Sabine Brandes  13.02.2025

Meinung

Kanye West und der grassierende Antisemitismus in den USA

Die neuesten judenfeindlichen Eskapaden des Rapstars sind symptomatisch für eine bedrohliche Diskursverschiebung, die von Donald Trump und Elon Musk befeuert wird

von Ruben Gerczikow  10.02.2025

Meinung

Da kann man sich gleich Björn Höcke einladen

UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese hätte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität sprechen sollen. Dabei hat sie sich für den akademischen Diskurs disqualifiziert

von Ralf Balke  10.02.2025