von Gil Yaron
»Hast ‹ne Uzi, nimm es easy!«, sucht die Webseite der israelischen Armee zu beruhigen. In einer einmonatigen Sonderaktion fordert sie ihre Reservisten seit Mittwoch vergangener Woche dazu auf, »entwendete« Rüstungsgüter an Polizeistationen oder Kasernen abzugeben. Nach Beratung mit dem Generalstaatsanwalt verspricht die Armeeführung im Gegenzug Anonymität und Straffreiheit, selbst für die Rückgabe schwerer Waffen. Die Aktion schien erfolgreich anzulaufen: Schon am ersten Tag lieferten Bürger zwei schwere Maschinengewehre, mehrere Maschinenpistolen, Mörser- und Handgranaten sowie mindestens 2.800 Schuss Munition ab, teilte der Armeesprecher mit.
Israelische Männer dienen in der Regel bis zum 45. Lebensjahr als Reservisten, manchmal mehr als 60 Tage im Jahr. So entstand das Klischee vom Bürger, der eigentlich nur ein Soldat mit 11 Monaten Fronturlaub ist. Israelis kommen deswegen leicht in Berührung und in den Besitz von Waffen. Die Rückgabeaktion verfolgt mehrere Ziele. Angesichts der weitverbreiteten Waffen geht es um die öffentliche Sicherheit, selbst wenn sie nur äußerst selten für kriminelle Zwecke missbraucht werden und Unfälle vergleichsweise rar sind.
Die zweite Absicht ist den Militärs wichtiger. So erklärte ein Armeesprecher: »Wir wollen wieder Vertrauen herstellen.« Als vor zwei Jahren der zweite Libanonkrieg ausbrach, entdeckten viele Reservis-ten zu ihrem Entsetzen, dass sie mit mangelhafter Ausrüstung in den Kampf ge-
schickt wurden. So begannen Reservisten damit, in Eigeninitiative Notdepots anzulegen. Dazu entwendeten sie nicht selten Güter aus der Armee, um sie für den Ernstfall für ihre eigene Einheit zu sichern. Das soll nun ein Ende haben. »Wir haben die Depots inzwischen mit rund 400 Millionen Euro aufgestockt«, sagte ein hochrangiger Offizier und versprach: »Sollte es zu einem Krieg kommen, werden die Reser-
visten nur die beste und modernste Aus-
rüstung erhalten«.
Ferner soll die Armee besser haushalten. Und wie die Vergangenheit zeigte, darf sie sich auf Ersparnisse freuen. Als sie im Jahr 2002 zu einer ähnlichen Aktion aufrief, gaben Bürger Rüstungsgüter im Wert von rund 1 Million Euro ab. Den Rekord hielt ein Mann, der aus purer Sammellust in drei unterirdischen Bunkern genug Material für eine ganze Privatarmee gesammelt hatte. Als der reuevolle Waffennarr die Soldaten zu seinem Lager führte, fanden die verblüfften Offiziere dort Tausende Schuss Munition, Gewehre, Mörsergranaten, Panzerfäuste und sogar zwei schultergestützte Luftabwehrraketen aus Armeebestand. Diesmal, so hoffen die Militärs, wird sich die Anzahl der »Funde« mehr als verdoppeln.