Modi ist der mächtigste Mann der Welt, wenn er auf einem LSD-Trip ist. Was auch immer er befiehlt, das geschieht. Modi kann alles und will alles. Nur nicht in das Taxi steigen, mit dem ihn Hilik Magnus zum Flughafen bringen möchte. Der ehemalige Geheimdienstagent spürt im Auftrag der Eltern israelische Aussteiger auf und bringt sie nach Hause zurück. Mit klaren Ansagen und ruhiger Stimme redet Magnus auf Modi ein. Er überhört die Morddrohungen des verwirrten jungen Mannes, bringt ihn mit dem Taxi bis zum Flughafen und setzt ihn in die Maschine nach Hause zurück.
Modi ist einer von rund 30.000 Israelis, die in Goa herumhängen. Nach dem dreijährigen Wehrdienst nehmen sie ihre Abfindung von 15.000 Schekel und finanzieren sich davon eine Auszeit, meistens mit Drogen. In Modis Fall endet das in einem totalen psychischen Zusammenbruch und Wahnvorstellungen.
Modis Geschichte und die vieler anderer Israelis in Südindien dokumentiert der israelische Regisseur Yoav Shamir in seinem Film Flipping out. Die kanadisch-israelische Koproduktion ist einer von sieben Streifen junger Filmemacher, die die Heinrich-Böll-Stiftung bei ihren Israelischen Filmtagen in Berlin vom 23. bis 26. November zeigt. Das Festival im Miniaturformat hat sich drei Schwerpunkte gesetzt: den Kibbuz, Israel als Migrationsland und das urbane Leben, in dem die junge israelische Gesellschaft auf die ältere trifft. Yulie Cohen setzt sich in Mein Land Zion mit dem zionistischen Mythos auseinander und konfrontiert ihre Töchter mit ihren Fragen an die Zukunft. Eyal Halfons Willkommen in Israel begleitet thailändische und ukrainische Gastarbeiter durch ihren Alltag. Wenn diese illegal im Land sind, müssen sie sich vor der Anti-Immigrationspolizei hüten, deren Arbeit Uri Bar-Ons 52/50 dokumentiert.
Auch Spielfilme werden gezeigt. Vidi Blus und Dalia Hagers Close to Home handelt von den Konflikten weiblicher Wehrdienstleistender. Jonathan Paz‹ Galilee Eskimos erzählt von Kibbuz-Senioren, die sich gegen den Ausverkauf ihres Kollektivs wehren. Dror Shauls Sweet Mud schließt das Filmfestival ab. Der autobiografisch gefärbte Film erzählt die Geschichte eines 12-Jährigen, dessen Mutter in einem Kibbuz in den 70er-Jahren gemobbt wird. Shauls Film gewann auf der Berlinale 2007 den Silbernen Bären.
Auf dem Programm stehen außerdem Kurzfilme junger Regisseure sowie zwei Podiumsdiskussionen. Einmal geht es um die Frage, ob der Kibbuz heute noch ein realistisches Lebens- und Wirtschaftsmodell ist. Thema der zweiten Debatte ist Tel Aviv: Vertreter der jungen und der älteren Generation sprechen über Gegenwart und Zukunft der Metropole. Katrin Richter
»60 Jahre Israel – vom Kibbuz zur multikulturellen Gesellschaft«. 23. bis 26. November, Kulturbrauerei, Schönhauser Allee 36, 10437 Berlin und in der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin www.boell.de