Eli Spitalnik

Kapital und Kabbala

von Detlef David Kauschke

Er trägt Anzug, offenes Hemd, Turnschuhe im Porsche-Design – und Kippa. Er ist jung, erfolgreich und jüdisch: Eli Spitalnik. Der 36-Jährige ist Geschäftsmann und Weltverbesserer, im besten Sinne des Wortes. Sein Motto: »Alles nur zum Besten.«
Für ihn ist Religion etwas, was in alle Bereiche des Lebens hineinwirkt. Judentum ist nicht nur für die Synagoge, sondern das Handeln nach den Prinzipien der Tora auch etwas für das Büro und für zu Hause.
Eli Spitalnik ist 1972 in der ehemaligen Sowjetunion geboren. 1976 kam er mit seiner Familie nach Berlin, die ihn im Alter von 12 Jahren auf ein britisches Internat schickte. Nach dem Studium von Mathematik und Finanzmanagement wurde er Banker, kletterte in Geldinstituten in Paris, London, Moskau und Frankfurt die Karriere-
leiter hinauf. »Mit 28 machte ich mich dann selbstständig. Ich hatte schon immer Unternehmergeist«, erzählt Spitalnik. »Ich identifiziere eine Nische und wende dann mein System an, um in dieser Nische ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen, andere Firmen umzustrukturieren.« So kam er – durch seine Aktivitäten in der Immobilienbranche – wieder nach Berlin. Aber das nur als Zwischenstation. Er will weiter nach Israel, vielleicht für ein Jahr. Beruflich ist er nicht mehr gebunden, mit Telefon und In-
ternetanschluss kann er überall arbeiten. Eventuell geht es in einem Jahr auch zurück nach Großbritannien. Mit seiner Frau Sabine hat er einen anderthalb Jahre alten Jungen, Benjamin, und einen fünfeinhalbjährigen Sohn, Joshua. Der soll möglichst eine gute britisch-jüdische Schule besuchen.
Jüdische Bildung ist ihm wichtig. Für sich, seine Familie, aber auch für alle um ihn herum. Deshalb hält Eli Spitalnik Vorträge, erteilt Unterricht, betreibt eine Internetseite (www.alles-nur-zum-besten.com), auf der er seine Lektionen zum Hören und Sehen archiviert. Die kann man von dort auf den iPod herunterladen, zum Lernen unterwegs. »Das mache ich auch so mit den Schiurim meiner Rabbiner.« Einer seiner Lehrer ist der südafrikanische Rabbi-
ner Akiva Tatz.
Mit Beginn seiner beruflichen Selbstständigkeit widmete sich Spitalnik dem Studium jüdischer Quellen. »Den halben Tag habe ich gearbeitet, den halben Tag gelernt.« Er stammt nicht aus einer religiösen Familie, doch wurde ihm in der Ban-kenwelt klar, dass ihm etwas fehlte. »Man sieht Menschen, die mehr oder weniger alles erreicht haben. Aber es gibt keinen wirklichen Wert. Mir wurde bewusst, dass man so kein Leben führen kann.« Gleichzeitig begegnete er anderen Menschen, die Beruf und Religion miteinander verbanden. »In London ist es gang und gäbe, ein Arbeitsleben als Buchhalter, Richter, Manager oder Filmproduzent zu führen, und religiös zu sein. Man lebt ein religiöses Leben und die Arbeitswelt ist Teil da-
von.« Dieses Element fehle ihm in Deutsch-
land: Juden seines Alters, die arbeiten gehen und abends lernen. »Und dabei geht es darum, zu lernen ein Mensch zu sein.«
Das war Anstoß für seine Vorträge und die Webseite. Es begann mit Schiurim im kleinen Kreis bei sich zu Hause, die zu Lernveranstaltungen mit einer wachsenden Zahl von Teilnehmern sowie Interessierten im Internet wurden. Dabei erläutert er immer wieder das alte talmudische Konzept: Alles ist nur zum Besten. »Wer diesem Prinzip folgt, verwandelt Situationen der Trauer oder der Verwirrung in Situationen der Klarheit und des Wachstums.« Dies helfe, so Spitalnik weiter, in einer so absurden Welt den Alltag zu bewältigen. So widmet er sich dabei den Themen Charaktertraining, Erfolg, Intellekt, Kabbala und Liebe. Er sagt, vieles im Leben laufe nach bestimmten Regeln, die man lernen könne, um Erfolg zu haben. Das treffe auch im »sehr komplexen Feld« einer Ehe zu. »Auch dort ist es wichtig, nach Antworten zu suchen, bevor es Probleme gibt.«
Der Grund, warum er nach Berlin kam, war vordergründig das Immobiliengeschäft. Der eigentliche Grund, ist Spitalnik überzeugt, war der Aufbau seiner Lerngruppe, jüdisches Wissen weiterzugeben. »Für einige, von denen, mit denen ich lerne, hat sich ihr Leben grundlegend verändert.«
Nun geht er also nach Israel. Dort hat er schon einige deutschsprachige Juden ge-
funden, mit denen er das Lernen fortsetzen will. Die Schiurim sollen auch in Zukunft auf der Webseite veröffentlicht werden. Getreu seinem Motto: »Alles nur zum Besten.«

Kultur

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