Auf dem Podest im Großen Saal des Centrum Judaicum sah es aus wie bei einer Auslosung für den DFB-Pokal. Eine Lostrommel nebst acht kleinen und einer größeren Glasschale waren vorbereitet. Und eine Glücksfee hatte der Wahlausschuss auch mitgebracht. Am 25. November wird die Repräsentantenversammlung (RV) der Jüdischen Gemeinde neu gewählt und am vergangenen Montag wurden erstmals die Namen der Kandidaten offiziell verkündet und deren Vorstellungstermine ausgelost. Bisher ist das immer in geschlossener Sitzung geschehen. Diesmal also erstmals öffentlich, mit Rabbiner Chaim Rozwaski als Aufsichtsperson.
Die Wähler werden sich zwischen 63 Kandidaten entscheiden dürfen, bei zwei Bewerbern seien die Unterlagen nicht vollständig gewesen und sie werden nun nicht dabei sein, so Wahlleiter Andreas Schmidt von Puskás. An acht Abenden, vom 12. bis zum 22. November, werden sie sich im Gemeindehaus an der Fasanenstraße jeweils montags bis donnerstags ab 18 Uhr präsentieren.
»Diese Wahl ist eine Personenwahl und keine Listenwahl«, sagt Schmidt von Puskás. Jeder Kandidat müsse einzeln gewählt werden, auch wenn die Bewerber sich zu Gruppierungen zusammengeschlossen hätten. Fünf Einzelkandidaten werden neben vier Wahlbündnissen (»Hillel«, »Atid«, »Neue Namen« und »Tacheles«) antreten, darunter der frühere Gemeindevorsitzende Alexander Brenner, Jael Botsch-Fitterling, Jacob Sternberg, Josef Eljaschewitsch, und der ehemalige Kultusdezernent Nathan Del.
Spannend dürfte der Vorstellungstermin am 19. November werden. An diesem Abend werden sich Gemeindechef Gideon Joffe und sein Stellvertreter Arkadi Schneiderman den Wählern präsentieren. Beide waren in der zu Ende gehenden Legislaturperiode gemeinsam mit dem Bündnis »Kadima« angetreten, haben aber nun jeweils eine eigene Gruppierung gegründet. Während Joffe mit »Hillel« ins Rennen geht, ist Schneidermans »Tacheles« mit 18 Mitgliedern stärkstes Bündnis. Zu »Hillel« und »Atid« gehören jeweils 14 Mitstreiter, zu »Neue Namen« zwölf.
Vor dem Wahltermin kommt die scheidende Gemeindevertretung am kommenden Mittwoch, 24. Oktober, ein letztes Mal zusammen. Sozusagen zum Abschied haben drei Vorstandsmitglieder – Arkadi Schneiderman, Alexander Licht und Ronald Glasberg – einen Misstrauensantrag gegen Gideon Joffe gestellt. Joffe soll laut Antrag »von seinen Aufgaben des Vorstandsvorsitzenden und des Dezernenten der Jüdischen Gemeinde« entbunden werden, wegen »unverantwortlichen Handlungen« und Missachtung von Vorstandsbeschlüssen. Christine Schmitt
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