von Miryam Gümbel
Ein Vierteljahrhundert leitet Ellen Presser das Kulturzentrum der IKG München. Das war Anlass für eine besondere Veranstaltung im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums am Jakobsplatz. Freunde und Wegbegleiter waren unter den Gästen ebenso wie viele Mitglieder des IKG-Vorstands, um der erfolgreichen Kulturbotschafterin der IKG zu diesem Jubiläum zu gratulieren. Präsidentin Charlotte Knobloch tat dies mit einer charmanten Rede, in der sie die Bedeutung der Kulturarbeit für die Gemeinde ebenso würdigte wie das persönliche Engagement von Ellen Presser. Als sichtbares Dankeschön überreichte sie ihr einen riesigen Blumenstrauß. Keiner hätte vor 25 Jahren gedacht, dass sich der zaghafte Schritt an die Münchner Öffentlichkeit zu solch einer Erfolgsstory entwickeln würde – das war nicht nur auf dem Podium Thema, sondern auch in kleineren Gesprächrunden bei der anschließenden Zusammenkunft im Foyer des Gemeindezentrums.
1983, weniger als 40 Jahre nach dem Ende der Nazi-Diktatur, wurde jüdisches Leben allmählich auch in der nicht-jüdischen Welt ein Thema, dem man sich annähern wollte und konnte. In dem gerade wiedereröffneten Haus in der Prinzregentenstraße hatte die Jugend einen Platz gefunden, der auch Raum für Begegnungen all derer bot, die sich für jüdische Kultur interessierten. Das Jugend- und Kulturzentrum der IKG war geboren. Noch unter dem seinerzeitigen IKG-Präsidenten Hans Lamm sel. A. wurde Ellen Presser Leiterin Kulturabteilung. Am 1. Juli 1983 unterzeichnete er das entsprechende Dokument. Die Grundsätze der Arbeit sind in all den Jahren gleich geblieben: jüdisch-christliches Miteinander, Vermittlung jüdischen Wissens und jüdischer Kultur, Begegnungen mit Künstlern, Schriftstellern, Regisseuren, Vertretern des öffentlichen Lebens, mit den Mitglidern und Freunden der Münchner Jüdischen Gemeinde, mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, Männern und Frauen der ersten und heutigen Stunde. Ellen Presser, die 1983 von der Biologie zur Kultur wechselte, beschreibt ihre Arbeit selbstironisch von der Schreibtischtäterin »zur Freizeitanimateurin«. Damit trifft sie zwar einen Teil der Anfänge ihrer Arbeit, die Jugend- und Kulturarbeit unter einem Dach vereinte. Wer sie allerdings bei der vorbereitenden Arbeit für das inzwischen immens angewachsene Kultur- und Veranstaltungsbüro der Gemeinde beobachtet, sieht schnell, wie viel Zeit sie an ihrem Schreibtisch verbringt. Humor und Selbstironie sind Züge, die man auf den ersten Blick bei der stets korrekten und ernsthaften Leiterin des Kulturzentrums nicht erwartet, selbst dann nicht, wenn eine Kabarett-Reihe Teil des Jubiläumsprogramms ist. Doch schon zum 20-jährigen Bestehen hatte sie in einem Sketch bewiesen, dass noch ganz andere Talente in ihr stecken. Auch zum 25-jährigen Jubiläumsfest bewies sie ihre vielseitigen Fähigkeiten – diesmal in einem Solo aus Begrüßung und fiktiven Telefonaten, welche die gewachsenen Aufgaben und Anforderungen im neuen Gemeindezentrum humorvoll schilderten. Während ihrer Arbeit ließ sie immer wieder ihr »Diensthandy« klingeln und machte so deutlich, mit welchen Aufgaben sie seit dem Umzug an den Jakobsplatz noch konfrontiert wurde – von der Frage nach Parkmöglichkeiten bis zu der Teilnahme von Kindern bei Jugendaktivitäten. Und doch hat sie Verständnis dafür, dass so manches an ihrem Schreibtisch landet: Im neuen Gemeindezentrum, so sagte sie, »sind Kindergarten, Sinai-Schule, Verwaltung, Rabbinat, Präsidium, Veranstaltungsmanagement unter einem Dach, direkt neben der Synagoge, dem neuen Anziehungspunkt Münchens. Und die Kulturarbeit steht in direktem Austausch mit allen. Was für ein Netzwerk – jeder kann mit jedem direkt kommunizieren!« Und noch einen Vorteil des neuen Zentrums nannte sie: »Seit Eröffnung des Jüdischen Zentrums am Jakobsplatz im November 2007 finden die Veranstaltungen des Kulturzentrums nicht mehr im Hinterhof, sondern im Herzen Münchens statt. Eine Veranstaltung jagt die Nächste. Das Interesse der Münchner Bevölkerung am Judentum wird immer stärker. Und jüdische Kultur hat ja auch erstaunlich viele Facetten, ist traditionell und innovativ, widersprüchlich und paradox, man sagt ihr nach humorvoll und geistreich zu sein.«Wie sehr nicht nur das Interesse an jüdischer Kultur gewachsen ist, sondern auch der Fan- und Freundeskreis des Kulturzentrums der IKG und seiner Leiterin, das unterstrich zum einen, wie problemlos diese den Hubert-Burda-Saal füllen konnten. Zum anderen zeugte das Festprogramm mit musikalischen Beiträgen von Susanne Weinhöppel an der Harfe sowie Texten von Olga Mannheimer und dem Laudator Autor Tilmann Spengler davon, dass viele Persönlichkeiten in den 25 zurückliegenden Jahren sowohl im Veranstaltungsprogramm wie im Freundeskreis von Ellen Presser längst ihren Platz gefunden haben.