Antisemitismus ist ein Problem, das nach wie vor existiert. Dabei tritt nach Meinung des früheren Botschafters in Deutschland, Avi Primor, der Antijudaismus zurück hinter einer gegen Israel gerichteten Haltung aufgrund des Nahost-Konflikts. Nach wie vor aber gibt es eine Menge über lange Zeit gewachsener Vorurteile, denen er in seinem Buch »An allem sind die Juden und die Radfahrer schuld. Deutsch-jüdische Missverständnisse« nachgeht. Es ist entstanden aus Gesprächen mit seiner Co-Autorin, der Journalistin Christiane von Korff. Beide sprachen auf Einladung des Kulturzentrums der IKG im Gemeindehaus über alte und neue Vorurteile. Primor ging auch auf die historischen Entwicklungen ein, die manche Ressentiments wachsen ließen, etwa den vermeintlichen Reichtum der Juden, die die beiden Autoren in dem Buch abhandeln. Während nach Primors Meinung der Antisemitismus, der auf dieser Art von Vorurteilen beruht, zurückgegangen ist, treten neue Argmentationen in den Vordergrund. Sie beruhen großenteils auf einer antiisraelischen Stimmung, begünstigt durch den Nahostkonflikt.
Auch wenn der frühere Diplomat nicht die Politik in das Zentrum seines Vortrages stellen wollte, so wurden das Engagement und die Visionen für ein Miteinander von Israelis und Palästinensern, die er schon in seiner Zeit als israelischer Botschafter immer wieder gezeigt hatte, auch an diesem Abend deutlich. Ein Beitrag zu einer positiven Zukunft ist für ihn das Zentrum für europäische Studien an der Privatuniversität in Herzliya, das er 2004 gegründet hat. Er selbst leitet dort einen trilateralen Studiengang für israelische, palästinensische und jordanische Studenten, um so auch unter diesen Missverständnisse zu beseitigen und den Weg zu einem Miteinander zu ebnen. Miryam Gümbel
Lesung