Glosse

Jiddischer Kopp

Von Türken und Arabern hält Thilo Sarrazin wenig. Dafür umso mehr von Juden. In seinem viel zitierten Interview mit der Zeitschrift Lettre International über Migration und missglückte Integration beklagt der Bundesbanker und Berliner Ex-Finanzsenator unter anderem die hohe Geburtenrate bei muslimischen Unterschichtlern und fügt hinzu: »Das würde mir gefallen, wenn es osteuropäische Juden wären, mit einem 15 Prozent höheren IQ als dem der deutschen Bevölkerung.«
Das geht einem natürlich runter wie Öl. Dass unser-eins mehr in der Birne hat als Angehörige anderer Ethnien steht nicht erst seit Kurt Tucholsky fest, der in seinen »Glaubenssätzen der Bourgeoisie« die fiktive Rechtsanwaltsgattin Margot Rosenthal den genialen Satz sagen lässt: »Christen sind dümmer als Juden und werden aus diesem Grund Gojim genannt.«
Wie das mit Glaubenssätzen allerdings so ist: Sie kollidieren gelegentlich mit der wahrnehmbaren Wirklichkeit. Jede informelle Umfrage in einer jüdischen Gemeinde wird ergeben, dass zwar der jeweilige Ge- sprächspartner selbstverständlich intelligenter ist als der Durchschnitt der Bevölkerung, dies jedoch für seine Mitjuden keinesfalls gilt. Im Gegenteil: So viele Holzköpfe, Trottel und Idioten auf einem Haufen hat es seit den legendären dummen Juden von Chelm nicht mehr gegeben. Von denen wird beispielsweise erzählt, dass ihr Schuster einen Mann ermordet hatte und deshalb zum Tod verurteilt wurde. Kurz vor der Hinrichtung aber fiel den Gemeindeältesten ein, dass es keinen anderen Schuhmacher im Schtetl gab. Was tun? Der Rebbe hatte die rettende Idee. »Wir haben zwar nur einen Schuster, dafür aber zwei Mazzebäcker. Hängen wir einen von denen auf!«
Thilo Sarrazin wird von Chelm wahrscheinlich noch nie gehört haben. Einen Gefallen getan hat er uns jedenfalls nicht mit seiner These über die herausragende jüdische Intelligenz. Man denke nur an die armen jüdischen Gymnasiasten, die in Zukunft nicht mehr unbehelligt Vierer schreiben dürfen wie ihre gojischen Mitschüler, weil sie ja angeblich 15 Prozent intelligenter sind als diese. Und Juden in nichtakademischen Berufen, wie der Friseur bei mir an der Ecke, werden sich Sprüche anhören müssen wie »Wahrscheinlich nur Halbjude« oder »Sind Sie Konvertit?«.
Das soll nun keine Distanzierung von Thilo Sarrazin sein. So viele Menschen, die so viel von uns halten, gibt es leider nicht. Einigen wir uns auf einen Kompromiss: Ja, der Mann hat recht. Wir sind viel klüger als die anderen. Und bescheidener. Deshalb merkt man den meisten Juden ihre überragende Intelligenz auch nicht an.

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025

Berlin

»Hans Rosenthal erinnert uns daran, dass jüdisches Leben zu Berlin gehört«

Der Regierende Bürgermeister: »Er überlebte die Schoa nur, weil ihn einige mutige Frauen aus Lichtenberg in einer Schrebergarten-Kolonie versteckten«

 01.04.2025