Max Doehlemann

Jazz auf Jüdisch

Das Fotoshooting dauert länger als erwartet. Max Doehlemann visiert das Objektiv der Kamera an, neigt das Kinn fast un-
merklich ein bisschen nach unten und lächelt zaghaft. Es ist ein verlegenes Lä-
cheln vor dem Pavillon des Berliner Ensemble. Eigentlich hat er gerade ganz andere Dinge zu tun. Die Zeit rennt ihm davon. Denn drinnen hört man schon Trompetenklänge. Künstlerprobe. Erst die Musiker, dann die Schauspieler. Und mitten drin Max Doehlemann. Dunkelblaue Jacke, helle Cordhose, eine randlose Brille vor grün-braunen Augen und breiten Wangenknochen.
Doehlemann, 38 Jahre alt und Vater ei-
nes neunjährigen Sohnes, sitzt hinter ei-
nem schwarzen Pult und fährt mit den Fingern über sein weißes Laptop. »Ich habe ein produktives Verhältnis zu technisch aufbereiteter Musik«, sagt der gebürtige Hamburger, der erst in Baden-Württemberg lebte und später in Münster und Westfalen. Doehlemann, der eigentlich von der Klassik kommt – er studierte Klavier- und Komposition in München – hat im Musikgeschäft so viele Erfahrungen wie ein Flügel Saiten besitzt: Er komponiert zeitgenössische jüdische Musik, arbeitet als Mu-
sikgutachter und tritt mit seinem Ensemble »Max Doehlemann Jazz Trio« regelmäßig im Teehaus im Tiergarten auf. Sein größtes orchestrales Werk, die Vertonung zu »Ein Gott der Frechheit« des Schriftstellers Sten Nadolny, liegt in seiner Schublade bereit für eine Aufführung. Am Berliner Ensemble initiiert er Musikabende, unter anderem die »Liebeslieder«. Aber auch Wilhelm-Busch-Abende und das Kinderstück »Schule mit Clowns« entstanden unter seiner Federführung.
Doehlemann, Beter der Synagoge am Kreuzberger Fraenkelufer, ist zudem fasziniert von hebräischen Psalmen und den einfachen Gesängen in der Synagoge. Die Verse wendet und dreht er in seinem Kopf, bevor er sie anschließend mit Texten und neuen Tönen versieht. »Melodien-Versatzstücke von fünf bis acht Minuten« kämen dann dabei heraus, sagt Doehlemann. Nächstes Jahr sei die CD mit der hebräischen Bibel fertig, stellt er fast verheißungsvoll fest.
Ruhe im Leben des Vielbeschäftigten gibt es fast nie. Und dennoch – trotz ständiger Proben, neuer Werke und Projekte – schafft es Doehlemann meist, am Schabbat eine Pause vom Alltag zu finden. Dann führt ihn der Weg morgens zum Gebet in seine Synagoge und Sohn Leonard kommt mit. »Ich habe auch mal eine Weile orthodox gelebt«, sagt Doehlemann. In dieser Zeit hielt der Künstler eine automatische Zeitschaltuhr für Lichtquellen an und hielt alle Gebote so gut es ging ein. »Aber als jü-
discher Künstler in Deutschland orthodox zu leben? Nee, vergiss es!«, sagt der Mann mit dem Baseballcap, unter dem ein paar dunkle Haare hervorgucken. Das sei mit dem Alltag einfach nicht vereinbar.
Doehlemann, der in einem evangelischen Elternhaus aufwuchs, entschied sich schon als Jugendlicher, zum Judentum zu konvertieren. Mit 14 Jahren reiste er das erste Mal nach Israel. »Eine Zeit, in der ich mir auch nächtelang Béla Bartók reinzog«, sagt er lachend. Bartok sei ihm bis heute einer seiner liebsten Komponisten. Und die Liebe zu Israel ist ebenso geblieben: Einmal im Jahr fliegt Doehlemann dorthin und besucht Freunde in Jerusalem und Tel Aviv.
Doch jetzt ist er in Berlin – und steckt mitten in der Arbeit. Ein Leuchtmeister rotiert die Scheinwerfer in verschiedene Richtungen, während sich Doehlemann und Schlagzeuger Martin Fonfara über den nächsten Probentermin austauschen und zwischendurch Schauspieler eintrudeln. Lampenfieber? »Klar, immer. Das ist ganz unerträglich«, sagt sein Freund Fonfara. Und Herr Doehlemann, Sie? »Ach, nein, eigentlich nicht so sehr«, antwortet der gelassen. Obwohl – »wenn man Lampenfieber hat, wird die Aufführung meistens besser.« Für Foto-Shootings mag das wohl auch gelten. Liva Haensel

www.max-doehlemann.de

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025

Bundestagswahl

Orban gratuliert Weidel - und nicht Merz  

Ungarns Regierungschef hat AfD-Chefin Weidel kürzlich wie einen Staatsgast empfangen. Sie ist auch diejenige, an die er nach der Wahl in Deutschland seine Glückwünsche richtet

 24.02.2025

Berlin

Jens Spahn: Gespräche über Koalition können sehr schnell beginnen

CDU-Chef und Wahlsieger Merz will bis Ostern eine neue Regierung bilden. Bereits diese Woche soll es erste Gespräche geben

 24.02.2025