Avi Primor

»Israel reagiert sehr positiv«

Herr Primor, wie beurteilen Sie die Bundestagswahl?
Israel reagiert sehr positiv auf die Nachricht, dass Angela Merkel im Amt bleibt. Denn sie gilt als große Freundin des jüdischen Staates. Zugleich verlieren wir aber auch gute Freunde in der noch amtierenden Regierung, zum Beispiel Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück. Letztendlich wird sich der Wahlausgang positiv auf die SPD auswirken. Sie kann wieder eine Alternative zur Macht werden, was ihr als Juniorpartner in der großen Koalition nicht möglich war.

Die FDP wird wohl den künftigen Außenminister stellen. Stehen die Liberalen uneingeschränkt an der Seite Israels (vgl. S. 2)?
Ja, man muss sich doch nur anschauen, wer die Partei in der Vergangenheit geführt hat: Otto Graf Lambsdorff, Hans-Dietrich Genscher, Klaus Kinkel und Wolfgang Gerhardt. Wenn es ernst wurde, stand sie immer hinter uns – trotz eines Jürgen Möllemann. Aber der war nicht die Partei. Denken Sie nur an Ignatz Bubis, der lange Jahre aktives Mitglied der Liberalen war.

Was halten Sie von Guido Westerwelle?
Für die meisten Israelis ist er ein unbeschriebenes Blatt. Als er im Mai 2002 in Israel war, habe ich ihn zu einem langen Gespräch unter vier Augen getroffen. Es lag ihm sehr am Herzen, deutlich zu machen, dass er ein verlässlicher Freund Israels ist.

Wird eine schwarz-gelbe Koalition den Kurs im Nahost-Friedensprozess ändern?
Ich glaube nicht. Deutschland sollte Barack Obamas Initiativen unterstützen und dafür sorgen, dass die Europäische Union in dieser Frage vereint hinter den USA steht. Wenn die USA nicht nur für Frieden, sondern auch für die Sicherheit Israels sorgen will.

Welche Linie sollte die neue Bundesregierung in Sachen Iran verfolgen?
Auch in dieser Frage muss sie weiter eng mit Amerikanern und Franzosen zusammenarbeiten. Obama hat sich entschieden, zunächst auf Dialog zu setzen. Das ist auch gut so. Wenn es nicht funktioniert, muss zu anderen Mitteln gegriffen werden. Die Tatsache, dass die Liberalen nun in der Regierungsverantwortung stehen, ist da kein Hindernis. Sie sind ja besonders an einer transatlantischen Zusammenarbeit interessiert.

Aber die FDP hält wenig von Handelsbeschränkungen. Was bedeutet das für Wirtschaftssanktionen gegen den Iran?
Natürlich muss und wird die Bundesrepublik den Vorgaben der Alliierten folgen. Doch die größte Herausforderung ist, eine Wende im Iran herbeizuführen. Aber wenn die Bevölkerung unter Sanktionen leidet, spielt das dem Regime in Teheran in die Hände. Man muss mit diesem Druckmittel vorsichtig umgehen und hinter den Kulissen die iranische Opposition unterstützen, allerdings ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen.

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025

Gedenken

Mehr Menschen sollen sich Auschwitz anschauen

Wer einmal dort war, stelle sich die Frage, warum die Erinnerung wachgehalten werden muss, nicht, so Zentralratspräsident Schuster

 26.01.2025

Geisel-Abkommen

Scholz: Es müssen weitere Geiseln freikommen

Noch immer sind auch deutsche Staatsbürger in der Gewalt der Hamas

 25.01.2025

Thüringen

Buchenwald-Komitee droht mit Boykott von Gedenkfeiern

Die mögliche Wahl des AfD-Abgeordneten Jörg Prophet zum Vizepräsidenten des Landtags sorgt für Zündstoff. Zuletzt signalisierte die CDU von Ministerpräsident Mario Voigt Gesprächsbereitschaft gegenüber der AfD

 24.01.2025