von Marina Maisel
Gesagt, getan. Im Oktober erst kündigte die frisch gekürte Vorsitzende der Vereinigung Jüdischer Studenten in Bayern (VJSB), Jana Ivanidze, als erstes großes Event ein Benefizkonzert an. Noch vor Jahresende war es dann so weit. Der bayrische Studenten-bund veranstaltete gemeinsam mit Keren Hayesod das angekündigte Konzert.
Unter dem Motto »Notes for Knowledge« traten die beiden Medizinstudenten und Vorstandsmitglieder des VJSB, Jana Ivandize und Daniel Heinrich, als Moderatoren auf die Bühne des Hubert-Burda-Saales im Gemeindezentrum. Bevor die jungen Musiker Elena Rachelis am Flügel und Mark Tiktiner auf der Violine ihr Können zeigen konnten, informierten die Moderatoren das Publikum über die Idee des Projektes des Keren Hayesod Net@.
Net@ ermöglicht jungen Israelis aus schwierigen sozialen Verhältnissen eine exzellente vierjährige Ausbildung in der Informationstechnologie, IT. »Gerade wir, die wir an den Münchner Elite-Universitäten studieren dürfen«, sagte Jana Ivanidze, »sehen in der Bildung ein grundsätzliches Recht. Auch für die arme Be- völkerung, egal ob sie jüdisch oder arabisch ist, muss es Perspektiven geben. Schließlich liegt in der Bildung, im Wissen die Basis für ein friedliches Miteinander. Nur wenn die neue Generation in Israel lernt, miteinander zu leben, hat der Friedensprozess eine Chance.«
Mit den bei Net@ erworbenen Fähigkeiten haben die jungen Leute später beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt, denn es werden nicht nur von der Industrie anerkannte IT-Qualifikationen, sondern auch soziale Verantwortung und respektvoller Umgang miteinander vermittelt. In Klassen von maximal 30 Schülern lernen jüdische wie nichtjüdische Israelis gemeinsam.
Im Vorfeld des 60-jährigen Bestehens des Staates Israel erinnerte Daniel Heinrich an den 29. November 1947, als die Vollversammlung der Vereinten Nationen die Resolution 181 (II) verabschiedete, die eine Aufteilung des bisherigen britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat vorsah. Daniel Heinrich schloss seine einführenden Worte mit dem Hinweis: »Wenn wir auch nicht auf der politischen Bühne stehen, so können wir doch hier und jetzt einen Beitrag zur Verständigung leisten.«
Die Präsidentin der IKG, Charlotte Knobloch, griff diesen Gedanken auf und begrüßte die beiden jungen Künstler, die schon ungeduldig auf ihren Auftritt warteten, mit den Worten, dass hier ein »außergewöhnliches künstlerisches Können in den Dienst einer guten Sache« gestellt würde. So konnte das Publikum schließlich ein abwechslungsreiches und anspruchsvolles Konzert mit Werken von Bach, Mozart, Schnittke und Franck genießen.
Elena Rachelis stammt aus Taschkent (Usbekistan) und studierte zunächst dort an der Hochschule für Musik Klavier. Nachdem die Familie nach Deutschland emigriert war, setzte sie ihr Studium in Augsburg fort. Derzeit absolviert sie ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Nürnberg. Mark Tiktiner wurde in der Ukraine geboren, emigrierte später mit der Familie nach Israel und studierte am Israelischen Konservatorium in Tel Aviv Violine. Derzeit setzt er seine Ausbildung in München fort.
Beide Musiker sind Mitglieder des Orchesters am Jakobsplatz und über die Grenzen von Deutschland hinaus anerkannte Künstler. Und das zu Recht, wie das begeisterte Publikum in München fand und die beiden Künstler mit lang anhaltenden Beifall belohnte und erst, nachdem sie zwei Zugaben gespielt hatten, von der Bühne entließ. Beifall ist des Künstlers schönster Lohn. Aber nicht nur darum verzichteten die Musiker auf eine Gage. Sie unterstützen mit den Einnahmen aus diesem Benefizkonzert die wertvolle Arbeit von Net@. Durch die Kooperation mit Keren Hayesod kommen sämtliche Erlöse ohne weitere Verwaltungskosten direkt dem Projekt zugute.
Keren Hayesod Süddeutschland hat denn auch wesentlich dazu beigetragen, dass die Initiative der Vereinigung Jüdischer Studenten in Bayern, das Benefizkonzert zu organisieren, von Erfolg gekrönt wurde. Als besondere Ehre emp- finden es dabei die Studenten, dass die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, die Schirmherrschaft für diese Initiative übernommen hat.
Aber auch das Kulturzentrum der IKG München und Oberbayern unter seiner Leiterin Ellen Presser, die Vorstandsmitglieder der IKG, allen voran Peter Guttmann, der die Studentenarbeit in der Gemeinde engagiert unterstützt, und nicht zuletzt die zahlreichen Sponsoren haben das Gelingen dieses Abends ermöglicht. Schirmherrin Charlotte Knobloch lobte die hervorragende Arbeit der Studenten, die alle Anerkennung verdiene und unterstrich die Rolle der Juden in der Diaspora für das gelobte Land: »Israel bedeutet Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für das jüdische Volk. Wir alle, auch die Juden, die in der Diaspora leben, sind deshalb in der Pflicht, an einer gerechten und friedlichen Gesellschaftsordnung in Israel mitzuwirken. In diesem Sinne hoffe ich, dass der heutige Abend von Großzügigkeit geprägt wird.«
Für ihr besonderes Engagement und ihren Einsatz dankte die Schirmherrin zwei Frauen: Jana Ivanidze vom jüdischen Studentenbund in Bayern und Charlotte Gavish von Keren Hayesod München. Diesem Dank schloss sich später David Leschem, der Präsident von Keren Hayesod in Süddeutschland, an. Er hatte einen kurzen Film mitgebracht, der über das Projekt Net@ informiert und diejenigen Israelis zu Wort kommen lässt, für die das Projekt Net@ gedacht ist.
Nicht enden wollender Beifall und reichlich Blumen belohnten alle Mitwirkenden für einen gelungenen Abend und ihren Beitrag für eine friedlichen Zukunft Israels, der aus vollem Herzen kam.