Wer liest heute noch die Romane, Gedichte und Essays, die Max Brod (1884-1968) in deutscher Sprache verfasst hat? Allenfalls Studierende, die über sein vielseitiges Oeuvre eine Dissertation schreiben wollen. Dass der vor 40 Jahren, am 20. Dezember 1968, in Tel Aviv verstorbene zionistische Autor beim breiten Bildungspub- likum dennoch nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, verdankt er allein seiner Freundschaft mit Franz Kafka. Paradoxerweise ist Brod eher bekannt für das, was er nicht getan hat – nämlich Kafkas Manuskripte zu verbrennen, wie der das gewünscht hatte –- als für seine eigenen Arbeiten. Dabei wurde Brod zu seinen Lebzeiten als ernsthafter religiöser Denker hoch geschätzt. Sein Bekenntnisbuch Heidentum, Christentum, Judentum (München 1921) wurde seinerzeit viel diskutiert.
Wie sein berühmter Freund Kafka war auch Max Brod ein fleißiger Tagebuchschreiber. Die traurige Geschichte dieser Aufzeichnungen ist noch nicht abge- schlossen. Die zwischen 1909 und 1928 in Prag entstandenen Bände hat sein Bruder Otto aus Angst vor den Nazis vernichtet. Die Tagebücher aus der Zeit in Tel Aviv ab 1939 hat Brod seiner Sekretärin Ilse Es-ther Hoffe hinterlassen, die sich aber weigerte, die Manuskripte herauszurücken. Nun ist Hoffe letztes Jahr im Alter von 101 Jahren gestorben. Jetzt gibt es Hoffnung, dass die Tagebücher doch noch veröffentlicht werden können. Ob die geplante Edition ne- ben Klatsch auch Wissenswertes enthalten wird, werden wir hoffentlich bald herausfinden.
Yizhak Ahren
Max Brod