Rabbiner Zew Walter Gotthold

In Hamburg sagt man Tschüss

Sein Markenzeichen war die Menthol-Zigarette, an der er stets paffte. Am 14. Februar ist Rabbiner Zew Walter Gotthold sel. A. im Alter von 92 Jahren in Jerusalem gestorben. Seine sonore Stimme, sein langgedehntes »Schalom« mit unverkennbarem Hamburger Einschlag, genauso wie sein hanseatischer Abschiedsgruß: »Tschüss«, ist verstummt.
Aber seine Hamburger Freunde werden Rabbiner Zew Walter Gotthold nicht vergessen. Sie behalten ihn als Lehrer, Gelehrter und wunderbarer Mensch in Erinnerung. 1917 als drittes von sechs Kindern eines Hamburger Metallhändlers und einer musikbegeisterten Kölnerin geboren, lernten er und seine Geschwister früh ein Instrument spielen. Er besuchte die Talmud-Tora-Schule, lernte neben den mathematisch-naturwissenschaftlichen und talmudischen Fächern Musik und betätigte sich im Synagogenchor. 1936 machte er sein Abitur. Musikbegabt und -begeistert arbeitet der junge Mann an dem Liederbuch Hawa Naschira. Auf, lasst uns singen mit, das 1935 in Hamburg herausgeben und 2001 mit seiner Hilfe neu aufgelegt wurde. 1936 beginnt Gotthold ein Studium an der Jeschiwa in Mir, nahe Minsk. Kurze Zeit später muss er es abbrechen und geht auf Wunsch seiner Eltern in die USA. Auch dort bleibt er seinen Studienfächern treu. Zusätzlich widmet er sich der Archäologie des Nahen Ostens, der Geschichte und den Sozialwissenschaften. 1943 wird er als Rabbiner ordiniert. 1945 heiratet er seine Jugendfreundin, mit ihr und zwei Kindern zieht er 1951 nach Israel. Dort ist Gotthold Schulleiter in Galiläa, später im Staatsdienst angestellt.
Sein Ruhestand ab 1975 ist nicht wirklich ruhig. Rabbiner Gotthold arbeitet an verschiedenen Forschungsprojekten der Judaistik, Rabbinatstätigkeit und Sozialarbeit mit. Die Verbindung zu seiner Heimatstadt Hamburg reißt dabei nie ab. 1991 schaltet er sich aktiv in den Konflikt um den ehemaligen Friedhof Ottensen ein, als die ultraorthodoxe Athra Kadischa die Bebauung des Geländes zu verhindern sucht. Sein Eintreten an der Seite der Jüdischen Gemeinde in Hamburg und des damaligen Landesrabbiners Nathan Peter Levinson nutzt jedoch nichts. Seine Vermittlungsversuche finden keinen Widerhall. Wie wichtig ihm Ottensen ist, zeigt sich in seinem zweibändigen Werk Streitfall Jüdischer Friedhof Ottensen.
Rabbiner Zew Walter Gotthold war ein Mann, der zuhörte, der durch sein Wissen und seine Eloquenz andere zu überzeugen vermochte. Mit ihm ist ein weiteres Stück der einst blühenden hamburgisch-jüdischen Kultur zu Ende gegangen. Gabriela Fenyes

Fernsehen

Mit KI besser ermitteln?

Künstliche Intelligenz tut in Sekundenschnelle, wofür wir Menschen Stunden und Tage brauchen. Auch Ermittlungsarbeit bei der Polizei kann die KI. Aber will man das?

von Christiane Bosch  21.04.2025

Reaktionen

Europäische Rabbiner: Papst Franziskus engagierte sich für Frieden in der Welt

Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner, würdigt das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche

 21.04.2025

Berlin

Weitere Zeugenvernehmungen im Prozess gegen Angreifer auf Lahav Shapira

Der Prozess gegen Mustafa A. am Amtsgericht Tiergarten geht weiter. Noch ist unklar, ob am heutigen Donnerstag das Urteil bereits gefällt wird

 17.04.2025

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025