von Heide Sobotka
Herzlich begrüßen sich Orna Marhöfer und Bischof Robert Zollitsch unter Blitzlichtgewitter. Doch als Gemeindevorsitzende und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am vergangenen Donnerstag das Mannheimer Gemeindezentrum betreten, darf ihnen kein Medienvertreter mehr folgen. Dabei hatte nach der Rehabilitierung der erzkonservativen Pius-Bruderschaft und ihres den Holocaust leugnenden Mitglieds Richard Williamsen der Besuch des katholischen Würdenträgers bei der Jüdischen Gemeinde Mannheim für großes politisches Aufsehen gesorgt.
Das Treffen habe ihr angesichts der jüngsten Irritation durch die katholische Kirche Kopfzerbrechen bereitet, gesteht Marhöfer im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen. »Ich habe mit höchsten jüdischen Repräsentanten gesprochen und schlaflose Nächte gehabt, weil ich mich fragte, ob wir bei unserer Einladung bleiben sollten. Wir blieben, und das ist gut so.« Das Treffen sei so abgelaufen, wie sie es geplant hätten. Vier Stunden hat der Bi-
schof am Rabbiner-Grünewald-Platz zuge-
bracht, ließ sich die Synagoge zeigen, und verweilte lange vor den historischen Exponaten der neu eingerichteten Dauerausstellung im Foyer. Später kamen Vertreter der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zu-
sammenarbeit, des Oberrats der Israeliten Badens sowie der Deutsch-Israelischen Ge-
sellschaft zu einem gemeinsamen Ge- spräch mit dem Bischof zusammen.
Dass Zollitsch deutlich jede Form von Antisemitismus verurteilte und sich klar von den Äußerungen des britischen Traditionalisten-Bischofs distanzierte, stimmt die Mannheimer Gemeinde zuversichtlich. »Was Zollitsch gesagt hat, werten wir als ein starkes Zeichen«, sagt Marhöfer. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz habe dabei auf sie einen »sehr authentischen Eindruck« gemacht.
Sie sei froh, dass sie an der Einladung, die sie bereits kurz nach der Amtseinführung von Zollitsch vor einem Jahr ausgesprochen hatte, festgehalten habe. »Wir müssen im Gespräch bleiben«, sagt Orna Marhöfer angesichts der antisemitischen Anfeindungen in den vergangenen Wochen. »Wenn Juden auf dem Mannheimer Marktplatz öffentlich mit Sprüchen wie »Tod den Juden« verfemt werden, braucht man Freunde.«