mehrsprachige Synagoge

In alle Richtungen offen

von lauren elkin

Amerikanische Juden, die den französischen Staat segnen, ein Gottesdienst auf Englisch, Französisch und Hebräisch in einer Synagoge, deren Mitglieder nicht unbedingt jüdisch sein müssen: Eigentlich kann es das nur in Paris geben. Kehilat Gesher ist eine Oase für englischsprachige Juden im Exil – eine egalitäre Synagoge mit einem Namen, der sich aus den hebräischen Wörtern für »Gemeinde« und »Brücke« zusammensetzt. Eine Brücke zwischen Kulturen – ob frankophon oder anglophon, sephardisch oder aschkenasisch, modern oder traditionell. Außerdem heißt Kehilat Gesher Touristen willkommen, die den Schabbat genauso feiern wollen wie zu Hause (www.kehilatgesher.org).
Für Auslandsamerikaner gab es in Paris schon lange eine Kirche als Anlaufstelle. Jüdische Familien entschlossen sich Anfang der 90er Jahre, auch einen Treffpunkt für amerikanische und englischsprechende Juden einzurichten. »Zuerst luden wir Amerikanerinnen aus Mischehen ein«, erinnert sich Tom Cohen, der Gründungsrabbiner oder »Reb Tom«, wie er in der Gemeinde genannt wird: »Frauen, die mit nichtjüdischen Franzosen verheiratet sind, Kinder haben und das Judentum in ihr Familienleben hineinbringen wollen.« Heute besteht die Kongregation aus mehr als 140 Familien. Ursprünglich wurde die Gemeinde im Pariser Vorort Saint-Germain-en-Laye gegründet, hat aber vor zwei Jahren im Siebzehnten Bezirk der Stadt eine Zweigstelle eröffnet. Bernard Hass, Präsident der Synagoge, ist im orthodox dominierten Frankreich aufgewachsen. Seine Ehe mit der US-Jüdin Shirley Fishbein-Hass, meint er, habe ihm die Augen für andere Arten des Jüdischseins geöffnet.
Die religiöse Vereinigung sei so aufgeschlossen, daß einige Mitglieder »nicht einmal jüdisch sind«, sagt Gründungsmitglied Betsy Matheny. »Als wir Kehilat Gesher gründeten, mußten wir natürlich unsere eigene Satzung schreiben – also haben wir beschlossen, daß auch Nichtjuden Mitglieder sein können.« Verglichen mit Synagogen, die einige Familien in den USA hinter sich gelassen hätten, sei das ein Wandel zum Positiven: »Wenn die Frau jüdisch ist und der Mann ist es nicht, dann hieß das oft, daß der Ehemann von der Mitgliedschaft ausgeschlossen wird. Hier kann die ganze Familie beitreten.«
»Reb Tom« stammt aus Oregon und ist konservativ ausgebildeter Rabbiner. »Ich schwinge hier aber keine Fahne«, betont er. »Wir sind richtungsübergreifend.« Es gibt Dinge, bei denen wir keine Kompromisse machen«, stellt dagegen Shirley Fischbein-Hass klar. »Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau zum Beispiel. Davon abgesehen sind wir für Diskussionen offen. Tom hat zum Beispiel einige sephardische Melodien in den Gottesdienst integriert.«
An den Hohen Feiertagen, hat Cohen beobachtet, »ist es interessant, zu sehen, welcher Teil des Gottesdienstes wen begeistert«. Kol Nidre, sagt er, sei für die Aschkenasim das Beste am Jom-Kippur-Gottesdienst (»Es geht um aschkenasische Schuldgefühle und Neurosen. Ein letztes Gebet, bevor Gott das Tor zumacht!«), während die Sephardim Neilah lieben, »weil sie danach rausgehen dürfen, um zu feiern.« Über die Kinder der Gemeinde sagt »Reb Tom«: »Wohin immer sie einmal hingehen – wir möchten, daß sie sich wohl fühlen, wenn sie eine Synagoge betreten. Sie werden in der Lage sein, in mindestens drei Sprachen zu dawnen (beten).«

Berlin

Schimon Stein: Jüdisches Leben in Deutschland bleibt bedroht

»Der Schutz des jüdischen Lebens ist zum deutschen Mantra geworden«, so der Ex-Botschafter

 23.10.2024

Schloss Meseberg

Scholz dankt Katar für Vermittlung im Nahost-Krieg

Das Emirat ist Vermittler, gilt aber auch als Terror-Finanzier

 23.10.2024

Nahost

Baerbock macht sich in Beirut Bild der Lage

Die Außenministerin warnt vor »völliger Destabilisierung« des Libanon

 23.10.2024

Nahost-Krieg

London schränkt Waffenexporte nach Israel ein

Staatssekretärin Anneliese Dodds spricht von einer Begehung mutmaßlicher Kriegsverbrechen

 23.10.2024

Video

Was Sinwar kurz vor dem Überfall auf Israel machte

Die israelischen Streitkräfte haben Videomaterial veröffentlicht, das Yahya Sinwar am Vorabend des Hamas-Überfalls am 7. Oktober 2023 zeigt

 20.10.2024

Gaza

100.000 Dollar für jede lebende Geisel

Der Unternehmer und ehemalige Sodastream-CEO Daniel Birnbaum hat den »guten Menschen in Gaza« ein Angebot gemacht

 20.10.2024 Aktualisiert

Feiertage

Chatima towa, oder was?

Was von Rosch Haschana über Jom Kippur bis Sukkot die korrekte Grußformel ist

von Rabbiner Yaacov Zinvirt  24.10.2024 Aktualisiert

Baden-Württemberg

Jüdisches Mosaik in Karlsruhe beschädigt

War es ein Unfall, Vandalismus oder eine gezielte Tat?

 15.10.2024

80. Jahrestag

Gedenkstätte Sachsenhausen erinnert an ermordete KZ-Häftlinge

Auch mehrere Kinder und Enkel von Opfern nahmen teil

 14.10.2024