von Benjamin Hammer
Draußen an der Roonstraße hängt kein Schild, es gibt keinen Eintrag im Telefonbuch, ja noch nicht mal einen Namen hat das koschere Restaurant der Synagogen-Gemeinde Köln. Und doch ist das Restaurant von Elisabeta Weiss eine der wichtigsten Einrichtungen des jüdischen Lebens in Köln und Umgebung.
Seit 30 Jahren betreibt Elisabeta Weiss das einzige jüdische Restaurant in ganz Nordrhein-Westfalen. Die Speisekarte ist so international wie die Herkunft der Restaurantbetreiberin: Weiss wurde in Rumänien geboren, wanderte dann nach Israel aus und lebt nun seit 36 Jahren in Deutschland. Die internationale Karte bietet Spezialitäten aus dem Nahen Osten, Osteuropa und Deutschland. Beim Testessen gibt es Hummus und Falafel als Vorspeise, danach Brathähnchen mit Sauerkraut – alles koscher, alles sehr lecker. Zum Nachtisch bringt Elisabeta Weiss einen großartigen Schokoladenkuchen mit Eis – selbstverständlich nach dem fleischigen Essen ohne Milch angerührt, denn die Küche der Gemeinde ist streng koscher. »Die jüdische Küche ist durch die vielen Einwanderer nach Israel sehr international geworden«, sagt Weiss. »Wir wollen das hier widerspiegeln.«
International ist auch die Warenbeschaffung des Restaurants: Das Fleisch etwa kauft Weiss in Amsterdam, Antwerpen und Frankfurt, der Wein kommt aus Israel oder Österreich. Die koscheren Produkte seien nicht gerade billig, meint Weiss. »Eigentlich müsste ich die Speisen teurer anbieten, aber unser Essen sollen sich alle Leute leisten können«, sagt die Wirtin.
Alle Leute, das sind vor allem die Gemeindemitglieder. So essen etwa die Jugendlichen des Jugendclubs Jachad einmal pro Woche im Restaurant. Gerade bei den jungen Leuten sei es wichtig, ihnen über das Essen jüdische Kultur zu vermitteln, sagt Weiss. Aber auch bei Bar-Mizwa-Feiern oder anderen Festen kommen viele Gäste. Auch jüdische Touristen oder Messebesucher, die sich koscher ernähren, kommen in das Restaurant. Nichtjüdische Besucher seien immer herzlich willkommen, sagt Elisabeta Weiss. »Ich finde es sehr wichtig, dass viele Menschen die jüdische Küche kennenlernen.«
Das Restaurant ist für Weiss auch ein wichtiger Kontakt nach Israel. »Meine ganze Familie lebt dort.« Im Sommer fliegt sie für ein paar Wochen dort hin und schaut sich um: »Ich suche dann auch immer nach neuen Ideen für unsere Karte und bringe viele Sachen mit.« Köln verlassen und ihr Restaurant aufgeben, will sie jedoch nicht. »Ich habe in den vergangenen Jahren viele Generationen bei uns essen sehen. Das Restaurant ist mein Leben.«
Koscheres Restaurant der Synagogen-Gemeinde Köln, Roonstraße 50, Telefon: 0221/240 44 40. Die Voranmeldung per Telefon ist unbedingt erforderlich.
Wir setzen die Vorstellung von koscheren Restaurants in lockerer Reihenfolge fort.