Oberwesel

Im Schatten der Loreley

»Die Nacht endet, und ein neuer Tag beginnt, wenn du das Gesicht deines Bruders erkennst.« Dieser abgewandelte Satz aus dem Talmud ziert die Rückseite eines Denkmals für die Juden von Oberwesel, einem kleinen Weinstädtchen am Mittelrhein. Die vordere Seite benennt alle jüdischen Einwohner der Stadt, die zwischen 1933 und 1945 vertrieben oder in Vernichtungslager deportiert wurden. Vergangenen Sonntag wurde es unter großer Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung enthüllt. Unter den Gastrednern war der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, Joachim Mertes.
An der Feierstunde nahm auch der amerikanische Rabbiner Alfred Gottschalk teil. Der stammt aus Oberwesel. 1939 – er war damals neun Jahre alt – konnte er die Stadt mit seiner Mutter verlassen und nach New York auswandern. In seiner Rede zur Einweihung des Denkmals sprach er von vielen guten Erinnerungen. Präsent sei ihm aber auch die Pogromnacht vom 9. November 1938 geblieben. Gottschalk studierte am Hebrew Union College in Cincinnati, wurde Rabbiner und später Professor für Bibel und jüdische Geistesgeschichte. Von 1971 bis 2000 leitete er die Dependence des Hebrew Union College in Los Angeles.
Initiatorin des Oberweseler Denkmalprojekts ist eine Neubürgerin der kleinen Stadt im Loreleytal: Barbara Fuchs. Weil es außer ihr und ihrem Mann heute kaum noch Juden in dieser Region gibt, fühlte sie die Verpflichtung, sich mit der jüdischen Geschichte der Stadt auseinanderzusetzen. Im Januar dieses Jahres trat Fuchs gemeinsam mit nichtjüdischen Unterstützern an die Öffentlichkeit und warb um Spenden für ein Denkmal. Zwar gab es eine heftige Debatte darüber in der Lokalzeitung und auf öffentlichen Informationsveranstaltungen. Doch letztlich entstand eine zwei Meter hohe dunkle Gra- nit-Skulptur. Hubertus Jäckel, ein lokaler Architekt, hat sie honorarfrei entworfen. Und die Bürger von Oberwesel haben sie finanziert – mit kleinen und größeren Beträgen. Heinz-Peter Katlewski

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024

Brandenburg

Antisemitismusbeauftragter fordert Priorisierung der Bildungsarbeit

Auch die Sicherheit jüdischer Einrichtungen und Menschen müsse gewährleistet werden, sagte Büttner

 10.12.2024

Berlin

Nach dem Sturz von Assad: Wie geht es nun weiter für die syrischen Flüchtlinge in Deutschland?

von Anne-Béatrice Clasmann  09.12.2024