Johannes Mario Simmel

Im Namen des Vaters

»Ich war auf dem Heldenplatz in Wien, als Hitler einmarschierte. Eines konnte ich mir in meinen ärgsten Albträumen nicht vorstellen: dass es möglich ist, dass ähnliche Ideen nach knapp fünfzig Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen.« Das sagte Johannes Mario Simmel 2001 in einem Interview. Der Bestsellerautor war zeit seines Lebens ein engagierter Antifaschist. Das hatte auch biografische Gründe. Simmels Vater Walter war Jude. Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland 1938 gelang es ihm, »unter abenteuerlichen Umständen«, wie der Sohn sich erinnerte, nach London zu fliehen. Fast alle seine Familienangehörigen wurden in der Schoa ermordet. »Übrig blieben meine Mutter, meine Schwester und ich.«
Diese Erfahrungen flossen in Simmels zahlreiche Bestseller ein, wenn auch nicht direkt. Während andere Erfolgsautoren der 50er- und 60er-Jahre wie der ehemalige Ribbentrop-Pressesprecher Paul Carell oder der NS-Kriegsberichterstatter Heinz Konsalik in ihren Romanen Hitlers Wehrmacht verherrlichten, predigte Simmel in Büchern wie Gott schützt die Liebenden, Es muß nicht immer Kaviar sein, Lieb Vaterland magst ruhig sein oder Alle Menschen werden Brüder Pazifismus, Völkerverständigung und soziale Gerechtigkeit – ganz den oft program-matischen Buchtiteln entsprechend. Ob Simmels mehr als zwei Dutzend Romane ihre Millionenauflagen allerdings wegen oder nur trotz dieses »sozialdemokratischen Realismus« erzielten, ist schwer zu sagen.
Simmels große Epoche waren die Wirtschaftswunderjahre und die Ära Willy Brandt. In letzter Zeit war es um den Schriftsteller eher ruhig geworden. Schlagzeilen machte er noch einmal 1996, als er einen Prozess gegen Jörg Haider gewann. Simmel hatte dem österreichischen Rechtsradikalen »skrupellose und mörderische Hetze« gegen Ausländer vorgeworfen. Am 1. Januar 2009 ist Johannes Mario Simmel 84-jährig im schweizerischen Zug gestorben. Michael Wuliger

Nahost

Geisel-Deal und Feuerpause: Finale Bestätigung steht noch aus

Nach unzähligen Anläufen zeichnet sich ein Abkommen zwischen Israel und der islamistischen Hamas ab

 15.01.2025

Mainz

Weißer Ring: Jüdisches Leben auf dem Rückzug

Barbara Richstein, die neue Bundesvorsitzende der Organisation, fordert ein klares Eintreten gegen Judenhass

 15.01.2025

Berlin

Weltweiter Antisemitismus alarmiert Bundesbeauftragten Klein

Negative Stereotype über Juden sind einer Befragung zufolge weltweit so verbreitet wie nie

 15.01.2025

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025