Es ist ein sehenswertes dokumentarisches Porträt des charismatischen Pianisten Igor Levit, der in den Sozialen Medien nicht zuletzt wegen seiner politischen Kommentare gegen rechts und gegen Antisemitismus viel Zuspruch bekommt, dadurch aber auch polarisiert.
Vor kurzem erst erhielt er als einen seiner vielen Preise die Buber-Rosenzweig-Medaille für sein langjähriges Engagement »gegen jede Form der Menschenfeindlichkeit, seien es Antisemitismus, Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung und für eine freie, demokratische und vielfältige Gesellschaft«.
Levit ist ein Ausnahmekünstler im mitunter etwas gediegenen Universum der klassischen Musik. Seit er auf den großen Bühnen steht, meldet er sich immer wieder öffentlich und politisch zu Wort - eine Überlebensstrategie, die er in seinem Leben und in seiner Musik verfolgt.
Gefüllte Konzertsäle
Er füllt die großen Konzertsäle rund um die Welt und spielt bei Eiseskälte im Dannenröder Forst aus Protest gegen dessen Rodung. Er legt die gefeierte Aufnahme aller Beethoven-Sonaten vor und widmet sich dann Schostakowitsch und Ronald Stevensons atemberaubender »Passacaglia on DSCH«. Er schlägt die Brücke vom Alten zum Neuen, von der Musik zur Welt, dorthin, wo die Menschen sind.
Der Dokumentarfilm von Regina Schilling begleitet den Pianisten bei der Erkundung seines »Lebens nach Beethoven«, bei der Suche nach den nächsten Herausforderungen, nach seiner Identität als Künstler und Mensch.
Unwiderstehlicher Wunsch
Die Kamera beobachtet ihn bei der Aufnahme neuer Werke, bei der Zusammenarbeit mit seinem kongenialen Tonmeister, mit Dirigenten, Orchestern und Künstlern, bei seinem Eintauchen in die Musik, seiner Hinwendung zum Publikum, dem unwiderstehlichen Wunsch zu teilen.
Der Film lotet den beseelten Künstler hinter Twitter und Instagram aus, dessen empathisches Wesen maßgeblich dazu beiträgt, dass sein musikalisches Genie auch jenseits seiner virtuosen Fingerfertigkeit begeistert. Ein mitreißendes, mitunter auch augenzwinkerndes Porträt, das der Musik ebenso breiten Raum eingesteht wie den Menschen dahinter. kna